der muerzpanther
„JEDE GARTENGESTALTUNG IST LANDSCHAFTSMALEREI“ ist   ein   Zitat   von   Alexander   Pope   aus   dem   Jahre   1734   und   beschreibt   blumig   den   Garten.   Die   Bedeutung   des Wortes   liest   sich   im   Duden   folgendermaßen   nüchtern:   kleines   Stück   Land   für   den   Anbau   von   Gemüse,   Blumen o.ä.:   ein   gepflegter,   verwilderter,   ländlicher,   blühender,   schattiger   G. Aber   schon   allein   diese   Beschreibung   im Stilwörterbuch   eröffnet   die   gesamte   Bandbreite   an   Möglichkeiten,   wie   die   Gestaltung   desselben   aussehen kann. Sehnsuchtsort   oder   Nutzgarten,   Schlossanlage   oder   Bauerngarten.   So   vielfältig   die   Möglichkeiten   sind,   so vielfältig   ist   auch   deren   Gestaltung.   Der   Wandel   der   Zeit   hat   auch   den   Garten   getroffen,   vom   Klostergarten   im Mittelalter,   über   die   verschiedenen   Entwicklungsstufen   von   der   Renaissance   in   Italien   bis   zur   zeitgenössischen Parkgestaltung    in    Millionenstädten    für    die    Öffentlichkeit    als    Naherholung    und    sozialen    Treffpunkt.    Diese Entwicklung   wird   dem   Besucher   des   Prunksaales   der   Nationalbibliothek   erlebbar   gemacht   und   vor   Augen geführt   –   mit   eindrucksvollen   Objekten   aus   dem   eigenen   Bestand.   130   Exponate   und   70   Gärten   werden   gezeigt und behandelt. Ich   möchte   auch   herausstreichen,   dass   die   Ausstellungen   der   ÖNB   ohne   digitalen   Klimbim   auskommen,   sodass eine entspannte Betrachtung ermöglicht wird – in diesem umwerfenden Ambiente des Prunksaales der ÖNB.
ACHTUNG! Dieser Artikel enthält folgende Ausdrücke:
 NACH OBEN NACH OBEN
Die   Ausstellung   zeigt   wesentliche   Aspekte   des   Gartens:   Die   Planung   und   den   Umgang   der   Gesellschaft   mit demselben.   Jeder,   der   auch   nur   ein   kleines   Stück   Land   zur   Gestaltung   sein   Eigen   nennt,   weiß,   wie   viel   man investieren   kann:   in   die      Planung   und   Umsetzung,   in   die   Auswahl   der   Pflanzenarten   und   in   die   Gedanken,   wo die   wilden   Ecken   bleiben.   Glücklich   machend   ist   dann   nicht   nur   die   Beschäftigung   damit,   sondern   auch   die eine   oder   andere   Blüte   …   oder   Frucht.   Diese   Gedankengänge   im   Kleinen   werden   im   Großen   gezeigt:   die Bedeutung   und   Vielfalt   von   Grünraum.   Der   Bezug   von   Besitzern   und   Nutzern.   Der   Wandel   von   Sichtweisen   und Notwendigkeiten. „Die Ausstellung   beschäftigt   sich   nicht   nur   mit   historischen   Gärten,   eine   zusätzliche   Dimension   und   besondere Aktualität   gewinnt   dieses   Thema   auch   angesichts   unserer   akuten   ökologischen   Krise   –   es   geht   nicht   mehr   nur allein   um   die   Schönheit   und   um   die   Erlebnisqualität   von   Parks   und   Naherholungsräumen.“ ,   sagt   Johanna Rachinger,   Direktorin   der   Österreichischen   Nationalbibliothek   und   stellt   diese   Bezüge   zum   städtischen   Umfeld dar.    Das    städtische    Umfeld    ist    dabei    meist    Wien,    erweitert    um    Projekte    aus    den    Bundesländern,    den ehemaligen   Kronländern   der   Monarchie   und   ausgewählten   anderen   europäischen   Ländern,   aber   das   ist   auch naheliegend.   So   kann   die   Entwicklung   als   Zeitreise   anhand   der   Stadt   nachvollzogen   werden,   die   zum   Teil   noch nie   gezeigte   Kostbarkeiten   aus   dem   Bestand   der   Österreichischen   Nationalbibliothek   sowie   aktuelle   Exponate aus dem Archiv der österreichischen Landschaftsarchitektur der Universität für Bodenkultur präsentiert. 
Gartengestaltung war immer auch der Versuch, eine ideale Welt zu schaffen. Erholung und Repräsentanz hielten sich in den herrschaft- lichen Anlagen die Waage. Gleichzeitig zeugt die Anlage auch von Intimität und Abgeschlossenheit eines Lebensbereiches. Links der Idealentwurf eines Renaissancegartens. Kolorierte Federzeichnung, Hans Puechfeldner, 1591 – © Österreichische Nationalbibliothek
Der Zugang zu Garten ist hoffentlich noch nicht abgeschlossen. Nicht nur im Sinne des Umweltgedankens entwickeln sich in einem „wilden“ Garten viele interessante Aspekte: Wildblumen neben Kulturgehölzen, Totholz neben Fruchtbäumen. Eine sorgsame Planung ermöglicht vor allem dem Tierreich den Kulturbereich Garten zu nutzen! Foto: der MÜRZPANTHER
Man   wandelt   durch   den   Prunksaal   vorbei   an   wertvollen   Druckgrafiken,   Originalzeichnungen   und   Gartenplänen, an    historischen    Beständen    und    Zeugen    aus    der    Zeit    der    Habsburgermonarchie,    über    zahlreiche    Bilder namhafter   Künstler   in   Wien   um   1900,   durch   die   Zwischenkriegszeit   bis   zum   sozialen   Nutzen   der   Parks   im   21. Jahrhundert.   Man   wandelt   durch   die   Geschichte   der   italienischen   Renaissancegärten,   durch   die   französischen Prunkgärten   und   englischen   Landschaftsgärten   bis   zum   Garten   der   klassischen   Moderne.   Eingestreut   zwischen diese   historischen   Beete   befinden   sich   ausgewählte   Themen   wie   Gartenkunst   in   Büchern,   Literatur   und   Garten   und   Fotografien   von   Menschen   in   Gärte n.   Je   mehr   Bezug   Sie   selbst   mitbringen,   desto   mehr   wird   Sie   die Ausstellung   fesseln,   beispielsweise   die   Anlage,   die   Marie   Antoinette   initiiert   hatte:   Angeschlossen   an   den Schlosspark   von   Versailles   konzipierte   die   Gemahlin   von   Louis   XVI,   Marie Antoinette   den   „Hameau   de   la   Reine“ mit   Weilern   und   Bauernhäusern,   um   das   bäuerlich–ländliche   Leben   zu   simulieren.   Hier   erschließt   sich   die andere Bedeutung von Garten: als Sehnsuchtsort. „Ein   Garten   ist   eine   Kunstnatur“   -   wie   schon   Robert   Musil   in   seinem   Tagebuch   festhielt.   Der   Zweck   ist   damit auch   bereits   definiert:   zu   repräsentieren.   Das   betrifft   herrschaftliche   Paläste   der   italienischen   Renaissance genauso   wie   Gartengestaltung   des   Einfamilienhauses   im   21.   Jahrhundert.   Damals   lustwandelte   der   Adel   durch gepflegte Alleen, heute zeigt man stolz den Haufen an Totholz, um seine Naturverbundenheit zu bezeugen. Der   Gewinn   für   den   Besucher   ist   sicherlich   das   Gefühl,   dass   Garten   im   Kleinen   wie   im   Großen   immer   dasselbe Lebensgefühl erzeugt, und die Freude mit der Natur einen Lebensraum zu gestalten - seinen ganz persönlichen!