DU MUSST DIE PFLANZE NICHT FÜRCHTEN, WENN DU SIE KENNST …
Als
Redakteur
muss
man
sich
thematisch
an
die
örtlichen
und
klimatischen
Gegebenheiten
anpassen,
da
Berichte
sonst
schnell
als
nicht
zeitrichtig
empfunden
werden.
Im
Mürztal
kann
über
die
ersten
Blühpflanzen
meist
erst
ein
Monat
später
als
im
Rest
der
Welt
berichtet
werden,
so
auch
in
diesem
Fall:
der
Seidelbast
ist
als
Frühlingsblüher
erst
vor
kurzem
erblüht.
Die
purpurfarbenen
Blüten,
die
auch
stark
duften,
zeigen
sich
üblicher-
weise
noch
vor
den
Blättern,
in
den
Alpen
mit
den
Blättern.
Sie
dienen
dabei
über-
winternden
Schmetterlingen
aber
auch
Hummeln
als
eine
der
ersten
Nektarquellen
des
Jahres.
Die
Ausbreitung
der
Samen
erfolgt
unter
anderem
durch
die
Rotkehlchen,
die
die
Früchte fressen und deren Samen an anderem Ort wieder ausscheiden.
Dabei
sagt
man
doch,
dass
Seidelbast
hoch
giftig
wäre!
Und
das
ist
er
auch
–
aber
nur
für
uns
Menschen
und
andere
Säuger,
wie
Rinder,
Pferde
und
Schafe.
Dessen
Pflanzenteile
sind
alle
giftig,
besonders
gefährlich
sind
Rinde
und
Samen.
Eine
giftige
Pflanze,
der
man
aber
auch
im
Gartencenter
als
Zierstrauch
begegnet?
Viele
beliebte
Gartenpflanzen,
die
als
Ziergehölz
gesetzt
werden,
sind
bemerkenswert
giftig.
Damit
beschäftigt
sich
eine
Neuerscheinung
im
Haupt
Verlag:
Gefährliche
Schönheiten.
Giftpflanzen
im
Garten.
Von
Bruno P. Kremer
, Autor von zahlreichen Natursach- und Erlebnisbüchern.
Der
Haupt
Verlag
arbeitet
immer
sehr
sorgfältig,
weswegen
es
einigermaßen
verwundert,
dass
die
Abbildungen
und
Fotos
in
diesem
Buch
fast
zur
Gänze
der
Stockfotografie
entnom-
men
sind.
Das
Buch
porträtiert
die
wichtigsten
Arten
Mitteleuropas
und
informiert
im
De-
tail
über
ihr
Aussehen,
wo
sie
vorkommen,
über
ihre
giftigen
Inhaltsstoffe
und
mögliche
Verwechslungen
mit
anderen
Pflanzen.
Darüber
hinaus
gibt
der
Autor
praktische
Garten-
tipps
und
Informationen
dazu,
welche
Tiere
im
Garten
besonders
von
den
Pflanzen
profi-
tieren.
ACHTUNG! Dieser Artikel enthält folgende Ausdrücke:
Die meisten Pflanzengifte wirken allerdings erst nach Ingestion im Verdauungstrakt.
Die
ersten
Seiten
bieten
einen
Exkurs
in
die
biologischen
Mechanismen
der
Giftpflanzen,
so
unterhaltsam
wie
informativ
zu
lesen
durch
Sätze
wie
folgender:
Mit
gezielten
Gegenmaß-
nahmen
versuchen
sie
(die
Pflanzen),
den
gierigen
Zudringlichkeiten
der
in
allen
Lebens-
gemeinschaften
präsenten
Pflanzenfresser
entweder
standzuhalten,
diese
zumindest
einzuschränken
oder
ihnen
fallweise
weitgehend
auszuweichen.
Über
die
Wirkweise
der
Gifte
erfährt
man
weiters:
Die
meisten
Pflanzengifte
wirken
allerdings
erst
nach
Ingestion
im
Verdauungstrakt.
Das
Buch
setzt
sich
aber
nicht
zum
Ziel,
Angst
vor
Pflanzen
zu
generieren
oder
zu
festigen,
viel
eher
die
Kenntnis
der
heimischen
Wildpflanzen,
die
auch
in
unsere
Gärten
als
Zierpflanzen
Einzug
gehalten
haben,
zu
erweitern.
Das
Kapitel
Verstehen
statt
verfemen
plädiert
für
das
Kennenlernen
der
verschiedensten
Arten,
ruft
aber
auch
zu
Vorsicht.
Natürlich,
denn
schon
der
zweite
Teil
des
Buches
mit
der
Überschrift
Aus
dem
pflanzlichen
Gift
–
Repertoire
erläutert
fundiert,
wie
sich
in
weiterer
Folge
aus
der
Photosynthese
die
sekundären
Pflanzenstoffe,
denen
die
meisten
Gifte
angehören,
bilden.
Eine
der
wichtigsten
und
auch
bekanntesten
Stoffgruppen
hierbei
sind
die
Alkaloide,
mit
mehr
als
12000
Verbindungen.
Wer
kennt
sie
nicht,
den
Eisenhut,
die
Herbstzeitlose
oder
die
Tollkirsche,
die
mit
ihrem
Gift
das
Nervensystem
angreifen
und
zu
irreversiblen
Schädigungen
führen?
Praktischerweise
werden
nach
den
Seiten
mit
den
weiteren
Stoff-
gruppen
der
Glykoside
(herzwirksam),
der
Terpene
(im
Gift
des
Seidelbastes),
der
Cumarin-
gruppe
(die
im
Wiesen-
Bärenklau
vorkommt),
oder
der
Polyine
(verantwortlich
für
die
enorme
Giftwirkung
des
Wasserschierlings)
gleich
die
Erstmaßnahmen
für
den
Ernstfall
erläutert,
sowie
die
Notrufnummern
der
Vergiftungszentralen
in
Österreich,
Deutschland
und der Schweiz angeführt.
Tiere wissen im allgemeinen, welche
Pflanzen fressbar sind und welche nicht.
Trotzdem kommt es immer wieder auch bei
Haustieren zu Vergiftungserscheinungen. Die
Symptome sind die selben wie bei den
Menschen: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall bis
zu Atemstillstand oder Muskellähmung.
Mitunter ist auch schon das Blumenwasser
giftig - beispielsweise das von Narzissen.
Foto:
der MÜRZPANTHER
Helleborus niger. Wie bei jeder Pflanze
sind umfangreiche Informationen zu
Aussehen, zur Blüte, dem Vorkommen,
aber auch zu den Inhaltsstoffen
angeführt. So schön die Christrose ist, so
giftig ist sie auch.
Foto: der MÜRZPANTHER
Wildkräutersalat für Vorgesetzte? Achtung: Vergiftungsgefahr!
Damit
stürzt
man
sich
mit
Freude
auf
die
Pflanzenportraits,
um
geeignetes
für
sich
und
seinen
Garten
zu
entdecken.
Vom
Adonisröschen
über
sehr
viele
bekannte
Pflanzen,
wie
Ginster,
Fingerhut,
Oleander
bis
hin
zu
den
Zucchini,
die
in
ihrer
wilden
Form
stark
bitter
schmeckende
und
toxische
Terpene
beinhalten.
Sehr
ansprechend
finde
ich
den
bei
jeder
Pflanze
angeführten
Punkt
des
Gartentierbonus
.
Darin
erfährt
der
Leser
über
die
für
Tiere
ursprüngliche
Nutzbarkeit
der
Pflanze
von
der
Blüte
bis
zur
Frucht.
Beim
blauen
Eisenhut
erfährt
man
zum
Beispiel:
Die
Blüten
können
nur
von
wenigen
spezialisierten
und
sehr
kräftigen Hummelarten angeflogen werden.
Der
Überraschungseffekt
kann
diesem
Buch
nicht
abgesprochen
werden.
Seite
um
Seite
be-
gegnet
man
Pflanzen,
die
man
aus
einem
anderem
Zusammenhang
kennt.
Dem
einen
dienen
sie
durch
ihr
Gift,
dem
anderen
zur
Heilung.
Beispiel:
das
Maiglöckchen.
Der
Gartentier-
bonus
erstreckt
sich
von
den
Blüten,
über
die
Blätter
hin
zu
den
Früchten.
Die
Giftwirkung
entfalten
Glykoside
und
Saponine,
von
der
Aufnahme
über
die
Haut
bis
hin
zum
Verdauungstrakt.
Das
Maiglöckchen
ist
aber
zugleich
Heilpflanze,
die
bei
Herzerkrankungen
eingesetzt
wird.
Für
die
Herstellung
der
Arzneimittel
werden
die
getrockneten
Blätter,
Stängel
und
Blüten
verarbeitet,
die
während
der
Hauptblütezeit
geerntet
werden,
weil
der
Wirkstoffgehalt zu dieser Zeit am höchsten ist.
Zusammengefasst
bietet
der
Band
attraktive
Informationen
mit
einer
doch
auch
abwechs-
lungsreichen
Bebilderung,
die
die
Neugier
gleichermaßen
wecken
als
auch
befriedigen.
Der
Gewinn
beruht
darauf,
sich
mit
den
Pflanzen
näher
auseinanderzusetzen,
denen
man
auf
Schritt
und
Tritt
in
der
Natur
und
in
den
Gärten
begegnet,
und
nicht
darin,
Anregungen
zu
bekommen,
einen
geeigneten
„Wildkräutersalat“
für
Vorgesetzte
zu
kreieren.
Hätte
ich
das
Wissen aus diesem Buch doch nur schon zu Zeiten meiner Arbeit beim Roten Kreuz gehabt!
Ein illustrer Streifzug durch die
Abwehrstoffe der Natur. Sie werden
von den Pflanzen als Verteidigung
gegen Bakterien, Pilze und andere
Krankheitserreger gebildet.
Foto:
der MÜRZPANTHER