ITALIA CINQUANTA…
…
moda
e
design:
eine
Ausstellung
mit
Strahlkraft
weit
über
die
italienische
Landesgrenze
hinaus.
Nicht
deswegen,
weil
Gorizia
an
der
Grenze
zu
Slowenien
liegt,
sondern
weil
die
beinahe
perfekt
kuratierte
Aus-
stellung
Lebensgefühl
vermittelt.
Ein
Gefühl
an
Wiedererkennung
und
Freude,
sei
es
in
Form
von
Gebrauchsge-
genständen
oder
dem
in
der
Erinnerung
noch
präsenten
Sound
einer
(ur)-alten
Vespa
125.
Gleichzeitig
erlebt
man
hautnah
die
Geburtsstunde
von
Design
und
Mode,
Stücke
die
heute
noch
weltweit
als
Klassiker
nachgefragt
sind.
Eine
Geburtsstunde
ist
es
vor
allem
deshalb,
weil
nach
dem
gesellschaftlichen
und
wirtschaftlichen
Bruch
des
zweiten
Weltkrieges
die
Formen
neu
erfunden
wurden.
Und
zwar
radikal
neu.
Neu
gedacht
wurden
Materialien
genauso
wie
Oberflächen,
die
bei
Alltagsgegenständen
wie
auch
modischen
Accessoires
Anwendung
fanden.
Den
vielfältigen
Aspekten
ist
jeweils
ein
eigener
Raum
zugedacht,
die
Orientierung
fällt
leicht
und
führt
den
Besucher schlüssig durch die zwei Ebenen des Palazzo Attems Petzenstein.
Wer
sich
dieser
Tage
auf
die
Reise
in
den
Urlaub
in
den
Süden
macht,
sollte
zwei
Stunden
für
einen
Ausflug
nach
Gorizia einplanen. Der MÜRZPANTHER hat die Ausstellung besucht und kann sie nur wärmstens empfehlen …
ACHTUNG! Dieser Artikel enthält folgende Ausdrücke:
Ja, das ist es -
un feeling speciale
!
Palazzo Attems Petzenstein
Wer bis dahin schon Freude hatte, wird in`s Schwärmen kommen.
Von
vornherein
besticht
die
Ausstellung
durch
die
Gliederung
in
Themenbereiche,
die
durch
die
räumliche
Situation
des
Palazzo
Attems
Petzenstein
unterstrichen
wird.
Kleine
Einheiten
mit
höchster
Qualität,
die
ein
großes
Maß
an
Freude
hervorrufen.
Die
Kaffemaschine
La
San
Marco,
mod.1
Lollobrigida
von
1952,
der
Korb
cestino
rotondo
mod.
826
von
Alessi,
oder
-
und
hier
gerät
jeder
in`Schwärmen
-
die
Vespa
125
,
die
von
1947
-
1953
gebaut
wurde.
Die
Vielfalt
der
Ausstellung
wird
auch
durch
eine
zentral
im
Eingangsbereich
des
Museums
ausgestellte
Lancia
Aurelia
B20
von
Pininfarina
unterstrichen.
Eine
unglaubliche
und
äußerst
sehenswerte
Fülle
an Ausstellungsstücken wird dem Besucher präsentiert.
Die
maßgebliche
Welt
des
Designs
in
Italien
für
innovative
und
revolutionäre
Gestaltung
von
Alltagsgegenständen
wird
durch
Aushängeschilder
aufgezeigt
und
herausgearbeitet.
Auch
wenn
sie
im
deutschsprachigen
Raum
nicht
so
bekannt
sind
wie
beispielsweise
Alessi.
Gio
Ponti
wäre
hier
an
vorderster
Stelle
zu
erwähnen,
der
in
den
Vorkriegsjahren
nicht
nur
als
internationaler
Architekt
reüssiert
hat,
sondern
auch
als
Designer.
Er
entwarf
bereits
in
den
20er
und
30er
Jahren
Leuchten
und
Sitzmöbel.
Die
Schaustücke
dieses
Designers
sind
heraus-
ragend.
In
gleich
mehreren
Räumen,
die
der
thematischen
Gliederung
folgen,
trifft
man
auf
sie:
In
Food&drinks
auf
die
farbenfrohen
Pesci
aus
1956
oder
einem
Essbesteck
von
1951.
Daher
verwundert
es
im
Weitergehen
nicht,
dass
diesem
Designer
dann
noch
ein
eigener
Raum
gewidmet
ist:
Ponti
e
Fornasetti:
un
feeling
speciale
.
Ja,
das
ist
es.
Man
erkennt
das
Schöpferische
und
erahnt
die
Bedeutung,
die
maßgeblich
dazu
beitrugen,
dass
Italien in den 50er Jahren zur Drehscheibe des europäischen Designs avancierte.
Die
neue
Formensprache
und
die
Formideen
führte
die
Designer
auch
zu
neuen
Materialien,
wie
Polymere.
Kombiniert
mit
bewährten
wurden
sie
beispielsweise
in
Möbeln
umgesetzt.
Für
die
Entwürfe
und
deren
Umsetzung
bedienten
sich
die
Designer
vor
allem
aber
der
klassischen
und
erprobten
Werkstoffe:
Holz,
Glas,
Metall,
Seide.
Der
Bereich
Design
und
angewandte
Kunst
umfasst
Möbel,
Lampen,
Keramik
-
herausragend
unter
anderem
von
Fulvio
Bianconi
die
Vaso
Fazzoletto
mod.
3926
von
1950
-
aus
ummantelten
Glas
aus
Murano.
Andere
arbeiteten
textil
und
entwarfen
Möbelstoffe,
Teppiche
und
Wandteppiche.
Die
Exponate
sind
Beispiele
der
Superlative
ihrer
Zeit,
sowohl
in
Bezug
auf
Kreativität
als
auch
Innovation.
Mitkuratiert
von
Raffaella
Sgubin,
der
Direktorin
des
Museums,
zeigt
die
Auswahl
der
Stücke,
die
Zusammenstellung,
und
die
Präsentation
höchstes
Niveau.
Auffällig
dabei
ist
die
teils
hintergründig
und
indirekt
inszenierte
Beleuchtung,
die
die
Materialität
vieler
Schaustücke sichtbar macht und unterstreicht.
Es
gibt
kein
anderes
Land,
das
in
so
kurzer
Zeit
neue
Ideen
entwickelt
und
umgesetzt
hat.
Schwerpunkte
ausgenommen:
Skandinavisches
Möbeldesign,
französische
Mode
oder
englische
Automobile.
Aber
keiner
dieser
Aspekte
ist
in
Italien
ausgespart
worden.
Das
ist
auch
der
Initiative
von
Giovanni
Battista
Giorgini,
der
die
geniale
Idee
hatte,
die
kreativen
Talente
der
50er
Jahre
in
Florenz
zusammenzubringen,
geschuldet
-
vorzugs-
weise
wählte
er
Designer
aus,
die
sich
bewusst
gegen
Trends
aus
Frankreich
entschieden
hatten,
das
als
Heimat
der
Mode
galt.
Als
Geschäftsmann
erkannte
er
das
Potenzial
der
italienischen
Mode,
das
damals
in
der
Welt
fast
unbekannt
war
und
organisierte
die
„Erste
italienische
High
Fashion
Show“
am
12.
Februar
1951
in
seiner privaten Residenz, der Villa Torrigiani in Florenz. Soweit der zeitgeschichtliche Hintergrund.
Der
Besucher
erreicht
den
großen
Salon,
der
historisch-künstlerisch
nicht
nur
durch
die
verschiedenen
Stuck-
arbeiten
vom
Ende
des
18.
und
19.
Jahrhunderts,
sondern
auch
durch
das
Gemälde
"Die
Götter
des
Olymps"
an
der
Decke,
das
dem
Maler
Antonio
Paroli
(1745)
zugeschrieben
wird,
sehenswert
ist.
Dieser
Rahmen
unter-
streicht
den
Bereich
der
Ausstellung
wohl
am
allerbesten:
die
Geburtsstunde
der
italienischen
Mode,
Accessoires
und
der
Film/Stars
-
ein
früher
Olymp
der
Kreationen.
Wer
bis
dahin
schon
Freude
hatte,
wird
in`s
Schwärmen
kommen.
Roben
und
Abendkleider
in
verspielt,
verführerischer
Interpretation
von
Roberto
Capucci,
klassisch
elegant
und
zeitlos
in
schwarz
von
Vanna,
aufwendig
und
opulent
die
Herangehensweise
von
Irene
Galitzine.
Das
Material:
Satin,
Seide,
Pailletten,
Strass
und
Perlen.
Umwerfend.
Unterstrichen
werden
diese
Klassiker
der
Mode
im
Hintergund
großformatig
von
Bildern
dieser
prima
sfilata
in
der
Sala
Bianca
der
Villa
Torrigiani.
Der
starke
Eindruck
stellt
sich
weniger
durch
das
Dokumentarische
ein,
sondern
vor
allem
atmosphärisch.
Selten
erlebt
man
eine
derart
stimmige
Ausstellung,
die
nicht
nur
den
Inhalt
überzeugend
präsentiert,
sondern
gleichermaßen
dieses
Gefühl
des
Aufbruchs
vermittelt,
diese
neue
Stimmung,
die
in
diesen Jahren entstanden ist …
Man
betritt
den
nächsten
Raum
und
steht
vor
Nove
gonne
(neun
Röcke)
von
Roberto
Capucci
aus
dem
Jahr
1956.
Unglaublich!
Natürlich
wurden
diese
Kleider
in
erster
Linie
für
die
High
society
entworfen
und
gefertigt,
daneben
aber
auch
für
jene,
die
als
„
divine
“
bezeichnet
werden:
Sophia
Loren,
Ava
Gardner,
Maria
Callas,
Anna Magnani.
Den
zeitlichen
Rahmen
der
Ausstellungsstücke
begrenzt
die
Austragung
der
olympischen
Spiele
in
Rom
1960.
Es
ist
das
Ende
jener
Zeit,
die
als
Wiege
des
italienischen
Designs
und
der
Mode
zu
sehen
ist,
gleichzeitig
Wegbereiter
für
weitere
Höhenflüge.
Vorbei
an
Marylin
Monroe
in
Schuhen
von
Ferragamo
defiliert
man
selbst
durch
die
Ausstellung,
erfreut
sich
an
Design,
das
die
Welt
beeinflusst
hat
und
hat
fast
das
Gefühl
weit,
weit
in
der
Ferne
an
jenem
Strand
mit
tosenden
Wellen
wie
selbstverständlich
die
Stimme
von
Marcello
zu
vernehmen.
„Ich
verstehe
dich
nicht,
ich
kann
dich
nicht
hören!“
mit
seinem
selbstverliebten
Winken
in
Richtung
Paola,
die
ihm
unverständliches
deutet.
Dazu
die
leeren
und
müden
Augen,
die
den
Schlusspunkt
unter
La
dolce
vita
aus
dem Jahre 1960 setzen. „Marcello, wir gehen“ … „Ich komme!“.
Es
ist
tatsächlich
das
Ende
einer
Epoche,
die
maßgeblich
den
Umgang
mit
Mode,
den
Umgang
mit
Design
und
eine
Wertigkeit
geprägt
hat,
wie
keine
mehr
danach
…
in
einer
wunderbaren
Ausstellung
in
Gorizia.
Bis
27.
August.
Vorbei an Marylin Monroe in Schuhen von Ferragamo defiliert man selbst durch die Ausstellung …
Ein wunderbarer Rahmen für eine sehenswerte Ausstellung ist der
Palazzo Attems Petzenstein in Gorizia.
Foto: der MÜRZPANTHER
Auch heutezutage ist Italien das Maß aller
Dinge bezüglich Accessoires: Schuhe und
Handtaschen.
Li.: Salvatore Ferragamo, Scarpa décolleté
Kiki, 1959
Foto credit: ERPAC, der MÜRZPANTHER
Beispiele
für
bahnbrechendes
Design:
Drei
Cocktailkleider
von
Simonetta
(li)
und
Capucci
(Mitte und re).
Untere
Reihe
(zum
Vergrößern
anklicken; von li nach re):
Vespa 125,
Renata
Bonfanti
mit
dem
Teppich
Polinesia
von 1954,
die
Lancia
Aurelia
B20
von
Pininfarina, 1957
und
Roberto
Mango
Poltrona
conica
P35
, aus dem Jahre 1952.
Foto credit: ERPAC