Wenn der Tag sich neigt, die Vögel nicht mehr singen,
der Wind sich müde gelegt hat, dann hülle den dichten
Schleier der Dunkelheit um mich, gerade so wie du
die Erde mit dem Tuch des Schlafes verhüllt und in
der Dämmerung behutsam die ermatteten Blüten
des Lotos geschlossen hast.
Dem Wanderer, dessen Proviant zur Neige geht,
bevor die Reise endet, dessen Gewand zerrissen und
staubbedeckt ist, dessen Kräfte erschöpft sind,
nimm Scham und Armut, und erneuere sein Leben
wie eine Blume im Schutz deiner gütigen Macht.
Aus: Gebete, Lieder und Gedichte Nr. 24
von Tagore Gitanjali; Nobelpreisträger für Literatur 1913
Anaconda Verlag 2013
Rechts: Eine Animation aus einem Bild von Shivani, das sie
selbst als „typisch Shivani“ bezeichnet.
dMP: Bedeutet Dein Name etwas?
Shivani:
Meine
Mutter
hat
mir
den
Namen
gegeben,
es
ist
die
Gefährtin
von
Shiva.
Das
weibliche
Pendant
zu
Shiva.
Shiva
beseitigt
die
Ignoranz,
die
Dunkelheit
und
die
Stumpfheit.
dMP: Deine Interessen sind sehr weit gestreut. Du kochst auch sehr gerne.
Shivani:
Ich
habe
grundsätzlich
sehr
viel
zu
tun
-
auch
mit
dem
Haus.
Hin
und
wieder
mache
ich
hier
Kochabende
oder
Yoga.
Ich
bin
mit
Yoga
groß
geworden
und
biete
auch
workshops
an.
Nach
dem
Tod
meiner
Mutter
im
Jahre
2012
habe
ich
begonnen,
die
Bilder,
die
ich
im
Kopf
hatte
zu
Papier
zu
bringen.
Es
war
anfänglich
sehr
viel
Arbeit,
denn
ich
finde,
dass
ich
anfangs
nicht
so
gut
gezeichnet
habe.
Aber
ich
bin
sehr
fleißig
und
habe
so
viel
Zeit
investiert,
bis
ich
es
am
Papier
nach
meinen
Vorstellungen
umsetzen
konnte.
Wenn
ich
meinen
Hund
zeichnen
soll,
muss
ich
darüber
nachdenken
und
es
braucht
ein
bisschen Zeit. Das meine ich mit „nicht so gut zeichnen“.
dMP: Wie bist Du überhaupt zum Malen gekommen?
Shivani:
Meine
Eltern
haben
beide
geschrieben
und
meine
Mutter
hat
auch
gezeichnet.
Allerdings
habe
ich
leider
keine
einzige
Zeichnung
mehr
von
ihr,
weil
sie
gemeint
hat:
„You don`t need it“ und hat die Zeichnungen zerrissen.
dMP: Wie würdest Du deine Zeichnungen beschreiben?
Shivani:
Ich
stelle
gerne
Yogastellungen
dar.
Wenn
man
mit
Yoga
allerdings
nicht
vertraut
ist, muss man das Bild betrachten und nachdenken, was es darstellt.
Sie zeigt auf ein Bild und fragt mich, was ich darin sehe.
dMP:
Ich
sehe
in
den
zwei
Personen
einen
Bewegungsablauf,
durch
die
Farben
nimmt
mich
das
Bild
nicht
auf,
dafür
mag
ich
die
pflanzlichen
Motive
sehr
gerne
und
die
Tierdarstellungen.
Es
vermittelt
einen
Einklang
mit
der
Natur,
aber
mit
der
Darstellung
der Personen kann ich nichts anfangen.
Shivani: Welche Tiere siehst Du?
dMP: Eine Katze!
Shivani:
Die
Yogastellungen
haben
meistens
Namen
von
Tieren,
aber
jemand,
der
kein
Yoga
macht,
verbindet
meine
Bilder
mit
Natur.
Ich
möchte
damit
auch
zeigen,
dass
„ich“
und
das
Universum
das
Gleiche
sind.
Wir
sind
nicht
voneinander
trennbar.
Wenn
wir
getrennt
sind,
haben
wir
irgendein
Problem.
Deswegen
stelle
ich
neben
Personen
und
Tieren
auch
Kräuter
dar,
weil
wir
eins
sind.
Dieses
hier
heißt
beispielsweise
Hanuman
Asana-
der
Affe.
Der
Affengott
hat
viele
Kräfte,
die
in
meinen
Bildern
symbolisch
dargestellt sind. „Seine“ Farbe ist orange, deswegen habe ich sie in dem Bild verwendet.
dMP: Ist neben dem Inhalt auch die Darstellung in indischer Tradition?
Shivani:
Ja.
Von
der
Ausführung
und
Technik.
Hier
haben
wir
zum
Beispiel
eine
meiner
Lieblingsdarstellungen,
die
Schildkröte,
die
Anpassungsfähigkeit
darstellt.
Sie
hat
immer
ihr
Haus
mit
und
kann
sich
zurückziehen.
Sie
kann
im
Wasser
und
am
Lande
leben.
Daneben
die
Lotosblüten, die bei uns für Weisheit stehen.
dMP: Dieser Zyklus sind sehr häufige Yogastellungen?
Shivani:
Das
sind
sehr
einfache
und
bekannte
Stellungen
und
sehr
frühe
Bilder
von
mir,
wie
hier auch die Löwin.
dMP: Machst Du auch Ausstellungen?
Shivani:
Ich
war
am
Adventmarkt
in
Neuberg
im
Stift,
aber
ausgestellt
habe
ich
erst
einmal
in
Krieglach
bei
den
Kunsttagen.
Auf
dem
Adventmarkt
in
Neuberg
habe
ich
nicht
mit
allzu
großen
Erwartungen
meine
Bilder
präsentiert,
aber
ich
habe
viele
Leute
kennengelernt.
Es
hat
davor
etwas
an
Selbstbewusstsein
gefehlt.
Aber
ich
sage
mir
immer:
Geschichten
muss
man
erzählen
und
Bilder
muss
man
zeigen.
Wie
hier
das
Bild
von
Weihnachten.
Das
habe
ich
in
Kindberg
für
eine
Auktion
gespendet
-
das
hier
ist
eine
Kopie.
Davor
habe
ich
es
auf
facebook
gestellt
und
irgendjemand
hat
mir
geschrieben,
dass
er
das
Bild
so
nett
findet,
besonders „den Drachen“.
Shivani muss lachen. Mit Nachdruck:
Das ist ein Rentier!
dMP: So sieht jeder in einem Bild, was er sehen möchte.
Shivani:
Die
Bilder
„spiritual
journey“
habe
ich
auch
in
meinem
Buch
verwendet.
Sie
sind
alle
auf
handgeschöpftem
Papier
gemalt,
aus
Sri
Lanka,
Nepal
…
Daneben
habe
ich
schwarz/
weiss
Bilder,
die
auch
Gottheiten
und
mystische
Symbole
zeigen.
Das
ist
Vishnu,
Gott
des
Wassers mit einem Symbol: dem Fisch.
dMP: Neben der Malerei kochst Du auch sehr gerne?
Shivani:
Kochen
ist
für
mich
die
komplette
Entspannung.
Ich
male
keine
abstrakten
Bilder,
ich
bin
sehr
fokussiert
mit
klaren
Inhalten.
Und
wenn
ich
koche,
sehe
ich
das
Bild
-
zeigt
darauf -
von meinem Fenster aus.
dMP:
Auf
mich
macht
das
einen
besonders
fröhlichen
Eindruck,
mir
gefällt
die
Naturverbundenheit ausgesprochen gut.
Shivani:
Sie
tun
mir
sehr
gut,
es
kommt
viel
zurück.
Das
hier
ist
ein
Schaf
und
sein
Ego.
Dabei
werde
ich
oft
gefragt:
Was?
Ein
Schaf
hat
ein
Ego?
Und
ich
antworte:
Wer
ein
Ego
hat,
ist ein Schaf. Es ist interessant, dass es jeder auch ein bisschen anders sieht.
dMP:
Ist
auch
die
Farbsymbolik
verschieden?
Bedeutet
hell
immer
gut
und
dunkel
schlecht?
Shivani:
Hier
ist
ein
Bild
von
der
Göttin
der
Künste
-
in
gelb
dargestellt.
Das
ist
sowohl
Symbol
für
diese
Göttin
als
auch
für
den
Frühlingsbeginn,
dessen
fest
man
in
Indien
auch
gelbgewandet
begeht.
Aber
dunkle
Farben
bedeuten
nicht,
das
der
Dargestellte
schlecht
oder
böse
ist.
Shiva
trägt
oft
dunkelblaue
Gewänder.
Ich
habe
Shiva
in
Blau
und
Gelb
dargestellt,
das
steht
für
den
männlichen
und
den
weiblichen
Teil,
weil
beide
Teile
gleichermaßen
in
uns
und
um
uns
sind.
Aus
beiden
zusammen
geht
alles
hervor.
Das
wird
durch
den
Stier
und
die
Löwin
verstärkt.
Sie
ist
das
Symbol
für
Kraft
und
Mut.
Daneben
trägt
Shiva
sehr
lange
Haare,
die
für
Weisheit,
Intelligenz
und
als
Verbindung
zum
Universum
stehen.
Aus
Shivas
Kopf
entspringt
ein
Fluss,
auch
eine
traditionelle,
mythologische
Darstellung.
dMP: Du gestaltest Deine Bilder oft auch grafisch mit einem Rahmen.
Shivani: Ja, das lenkt auch den Blick ein bisschen auf den Inhalt.
„Die Yogastellungen haben meistens Namen von Tieren, aber jemand, der kein Yoga macht, verbindet meine Bilder mit Natur.“
Die Bilder zeigen Yogastellungen,
beliebte Motive in den Werken von
Shivani.
Die Texte sind indischen Märchen
entnommen, aus 500 v. Chr. -
1000 n. Chr.
„Dabei werde ich oft gefragt: „Was? Ein Schaf hat ein Ego?“ Und ich antworte: „Wer ein Ego hat, ist ein Schaf.“
Was? Ein Schaf hat ein Ego? Nicht nur das, sondern auch eine
Bedeutung.
dMP:
In
deinen
Kochbüchern
arbeitest
Du
auch
mit
vielen
Gewürzen.
Frisch
sind
sie
hier wahrscheinlich nicht allzu leicht zu bekommen. Ist das beim Basmatireis auch so?
Shivani:
Man
bekommt
hier
schon
einen
guten
Reis.
Man
kann
grundsätzlich
davon
ausgehen,
wenn
er
teuer
ist,
ist
er
auch
gut.
Basmati
ist
wie
Safran:
Es
kostet
immer
viel
und
ist
fast
mit
Gold
aufzuwiegen.
Aber
wie
auch
bei
den
Mangos
für
die
Chutneys
ist
es
so,
dass
man
verarbeiten
muss,
was
man
bekommt.
Neben
all
den
Tätigkeiten
vor
allem
im
Haus
bleibt
nicht
mehr
all
zu
viel
Zeit.
Aber:
Ich
habe
vor
kurzem
zusammen
mit
meinem
Mann
begonnen
Keramiken
zu
machen.
Er
macht
die
Formen
und
ich
bemale
sie.
Am
Anfang
habe
ich
mir
nur
gedacht:
Warum
fange
ich
schon
wieder
etwas
an?
Ich
hatte
die
Idee,
„buddhabowls“
zu
modelieren
und
zu
gestalten.
Mein
Mann
macht
wie
gesagt
die
Modeln,
wir
gießen
den
Ton
und
brennen
ihn
dann.
Ich
gestalte
sie
dann
mit
den
Keramikfarben
auf
die Art und Weise, wie ich male.
Eigentlich
ist
diese
Buddhabowl
-
zeigt
auf
die
Schüssel,
die
vor
uns
steht
(siehe
Bild
links)
-
eine
Spur
zu
groß
-
ich
möchte
sie
in
Zukunft
kleiner
machen!
Die
Buddha
Schüsseln
sind
ein
Symbol
für
Genügsamkeit.
Die
Menge,
die
in
eine
Schüssel
passt
und
die
man
serviert
bekommt,
ist
ausreichend.
Wenn
man
in
einem
Yogazentrum,
in
einem
Ashram
in
Indien
(Anm.:
meist
ein
klosterähnliches
Meditationszentrum)
Essen
bekommt
wird
es
in
so
einer
Schüssel
gereicht.
Geht
man
allerdings
noch
etwas
nachholen,
bekommt
man
symbolisch
„einen
Tropfen“
als
Sinnbild
dafür,
dass
es genügend war.
dMP: Und deswegen ist diese Schüssel als Zeichen der Bescheidenheit noch zu groß.
Shivani: Sie sind auch bemalt hübscher, wenn sie etwas kleiner sind.
Abschließend
möchte
ich
den
Leser/innen
noch
ein
Angebot
machen:
Ich
würde
gerne
schöne,
aussagekräftige
Bilder
für
Ihre
Räume,
Küchen,
Büros
und
Yoga-Räume
schaffen.
Sprechen Sie mit mir! 0680 444 2202.
dMP: Herzlichen Dank für das Gespräch!
So reizvoll gestaltet sich der Blick aus dem Küchenfenster.
„ … bekommt man symbolisch „einen Tropfen“ als Sinnbild dafür, dass es genügend war. Auch meine buddhabowls müssen noch kleiner werden.“
Die vielen Interessen und Talente der Shivani Kapuria. Hier ein
Beispiel ihrer neuesten Schöpfungen: die Buddhabowl, die auch
Genügsamkeit symbolisiert.Bei Interesse an den Werken und
Kursen: shivanikapuriablog.wordpress.com