der muerzpanther
WER SELBST DENKT HILFT - WER KAUFT, SCHADET! Jeder   der   gefragt   wird   ob   es   sinnvoll   ist,   Wildblumenmischungen   für   Insekten   zu   säen,   wird   diesem   „Fakt“ beipflichten.   Doch   woher   kommt   diese   Überzeugung?   Aus   der   Wissenschaft,   den   Medien?   Der   allgemeinen Meinung?   Ich   habe   beim   Roten   Kreuz   gelernt,   all   das   abzulehnen,   was   die   Mehrheit   vertritt.   Hier   bewahrheitet es   sich   wieder,   denn   es   stellt   sich   heraus,   dass   unsere Ansicht,   Insekten   Gutes   zu   tun   –   so   wie   auch   der   Glaube, dass das Rote Kreuz eine gemeinnützige Organisation ist – schlichtweg falsch sind. Ja,   das   hört   man   nicht   gerne. Aber   Gott   sei   Dank   gibt   es   Organisationen,   unterstützt   von   Bund   und   EU,   wie   den Naturschutzbund,   die   ab   und   zu   grobe   Fehler   im   Umgang   mit   der   Natur   aufzeigen.   Ein   solcher   ist   das   Verwenden von Samen mit den bunten Namen  „Bienenwiesen“ oder „Insektenfreundliche Wildblumenwiesen“.
ACHTUNG! Dieser Artikel enthält folgende Ausdrücke:
Das   Aussäen   so   mancher,   im   Handel   angebotener   Wildblumenmischungen   –   mit   der   Absicht,   vor   allem   der   Fauna etwas   Gutes   zu   tun   –   kann   tatsächlich   aber   das   Gegenteil   bewirken.   Denn   die   Futterpflanzen,   die   in   der   Natur gedeihen,   müssen   zwangsläufig   die   richtigen   für   die   heimischen   Insekten   durch   die   Co-Evolution   sein.   Bei anderen   Tierarten   ist   das   augenfälliger:   Wir   wissen   mittlerweile   (ganz   ohne   Wissenschaft)   dass   der   Wolf   Fleisch frisst.   Wir   wissen   (seit   Jahrtausenden)   dass   das   Schaf   Gras,   Kräuter,   frische   Äste,   Heu,   Wurzeln,   Knollen   und andere   Pflanzen   frisst.   Würden   Sie   dem   Schaf   Fleisch   verfüttern   –   um   ein   sehr   plakatives   Bild   der   Fehlernährung zu   zeichnen?   Oder   würden   Sie   Carnivoren   –   wie   dem   besten   Freund   des   Menschen,   dem   Hund   –   Sojaprodukte füttern? Hoffentlich nicht! Warum    also    den    Insekten    neben    den    vor    der    Haustüre    wachsenden    Pflanzen    Blumenmischungen    beisäen? Nachdem   viele   der   darin   enthaltenen   Blumen   bis   jetzt   nicht   natürlich   gewachsen   sind,   liegt   der   Schluss   doch nahe,   dass   diese   gar   nicht   ortsspezifisch   sind,   sondern   lediglich   der   Vorstellung   des   Menschen   von   „Vielfalt“   oder optischem   Gefallen   entsprechen.   Viele   Insekten   sind   sogar   oligolektisch   –   sie   haben   sich   auf   eine   einzige Futterpflanze   spezialisiert,   und   Sie   können   sich   darauf   verlassen,   dass   diese   bei   Auftreten   der   Insektenart   in ihrem Garten wächst. Sie müssen die heimischen Wildblumen nur blühen lassen  und das steht in Widerspruch zum Mähen.
Sie müssen die heimischen Wildblumen nur blühen lassen  und das steht in Widerspruch zum Mähen. Aber    zurück    zu    den    Wildblumen:    Im    Frühling    sind    sie    in    jedem    Supermarkt    und    Baumarkt    zu    finden    Wildblumensamen,   die   dieser   Tage   unter   klingenden   Namen   wie   „Nützlingsparadies“,   „Blütenfestival“   oder „Schmetterlingswiese“   angeboten   werden.   Die   kleinen   bunten   Samensackerl   versprechen,   dass   sich   ihr   Inhalt, einmal   ausgesät   und   in   voller   Blüte   stehend,   in   ein   wahres   Schlaraffenland   für   Insekten   verwandelt.   Oftmals   sind die   Wildblumenmischungen   zwar   gut   gemeint,   tragen   jedoch   nicht   zur   Förderung   der   Artenvielfalt   bei,   manche verursachen   sogar   Schäden.   Johann   Neumayer   vom   Naturschutzbund   hat   sich   gemeinsam   mit   Sylvia   Wanzenböck des   Österreichischen   Wildbienenrats   solche   Samensackerl   genauer   angesehen,   47   Stück   davon.   Sein   Resümee: Nicht   nur   sind   häufig   gängige   Zierblumen   und   landwirtschaftliche   Sorten   in   hohem   Anteil   beigemischt,   sondern der   Großteil   der   enthaltenen   Pflanzenarten   ist   auch   keinen   heimischen   Wildpflanzen   zuzuordnen.   Das   Problem dabei:   Nicht-heimische   Arten   etablieren   sich   häufig   auf   Kosten   heimischer   Arten   und   bieten   nur   sehr   wenigen unserer   Insekten   Nahrung.   Die   meisten   der   heimischen   Insekten   sind   auf   wenige   Wildpflanzenarten   spezialisiert und    können    mit    Zier-    und    exotischen    Pflanzen    nichts    anfangen.    Das    ist    natürlich    den    Herstellern    und Vermarktern   von   Samen   und   Wildblumenmischungen   egal,   sie   wollen   Profit.   Und   diesem   sollte   ihre   Überlegung entgegenstehen – zum Wohle ihrer persönlichen Umwelt. Um    also    die    unangenehme    Nachricht    auszusprechen:    Sie    schaden    den    Insekten    durch    das   Aussäen    dieser Blumenmischungen   und   bewirken   das   Gegenteil:   das   Insektensterben   geht   weiter.   Was   gut   gemeint   ist,   sollten Sie   doch   vorher   zu   Ende   denken.   Es   ist   so   einfach   wie   nicht   zu   mähen.   Was   die   Natur   einrichtet,   kann   nicht verbessert   werden   und   wenn   Sie   glauben,   die   Natur   unterstützen   zu   müssen,   dann   machen   Sie   einfach   nichts! Das aber scheint das Schwierigste zu sein!
 NACH OBEN NACH OBEN
Gewöhnliche Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) hat den Nektarwert 2 und den Pollenwert 3. Die Blühmonate sind März und April und Bienen und Hummeln finden in der Pulsatilla eine der ersten Nahrungsquellen in dieser heimischen Pflanze. Die Skala sowohl des Nektarwertes als auch des Pollenwertes geht von 0 bis 4. Bei 0 gibt es nichts zu holen, 4 verspricht eine reiche Futterquelle. Foto: pixabay
Wenn Ihnen die Blumen gefallen, wunderbar. Aber glauben Sie ja nicht, dass Sie damit Insekten Gutes tun - das Gegenteil ist der Fall! Foto: Samensackerl © Christine Pühringer