der muerzpanther
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VON WEGEN WISSENSCHAFT! Entweder   dafür   oder   dagegen!   Die   Diskussion   um   die   Population   der   Wölfe   in   Österreich   und   der   Steiermark zeigt   sehr   eindrucksvoll   auf,   dass   wissenschaftliche   Beurteilung   abhängig   vom   lang   vorher   gesetzten   Ziel   ist.   In diesem   Fall   ist   das   Ziel,   Mensch   und Tier   zu   schützen.   Oder   doch   nur   keine   Wähler   zu   verlieren?   Die   Wildbiologen werden   sich   absehbar   nicht   durchsetzen,   die   für   den   Erhalt   der   Wolfspopulation   aber   auch   für   den   Herdenschutz eintreten. Herausgestellt   hat   sich   schnell,   dass   die   in   der   Richtlinie   92/43/EWG   des   Rates   vom   21.   Mai   1992   zur   Erhaltung der   natürlichen   Lebensräume   sowie   der   wildlebenden   Tiere   und   Pflanzen   -   kurz   Fauna   und   Flora   Habitat Richtlinie   -   geschützten   Wölfe   nur   so   lange   geschützt   werden   sollen,   als   sie   den   Lebensraum   des   Menschen   nicht kreuzen.   Ziegen,   Schafe   oder   Rinder   werden   zu   einer   leichten   Beute   der   Karnivoren,   so   sie   im   Sommer   auf Almen   gehalten   werden.   Durch   die   Zunahme   der   Wölfe   hat   sich   natürlich   auch   die   Zahl   der   gerissenen   Tiere erhöht.   Waren   es   im   Jahre   2018   in   Summe   noch   154   Wolfsrisse   -   in   der   Mehrzahl   Schafe   -   hat   sich   diese   Zahl   bis in   das   Jahr   2022   verzehnfacht:   auf   1780   dokumentierte   und   gemeldete   Risse.   Laut   Österreichzentrum   Bär,   Wolf, Luchs   definiert   ein   Riss   ein   totes   Tier,   bei   dem   ein   Rissbegutachter   den   Angriff   eines   großen   Beutegreifers   als primäre   Todesursache   festgestellt   hat   und   der   Besitzer   daraufhin   vom   Bundesland   für   das   tote   Tier   entschädigt wurde. Die   Aufregung    darüber    ist    leider    groß,    jeder    hat    sich    bereits    seine    Meinung    gebildet    -    so    wie    auch    der MÜRZPANTHER,   der   um   ein   Interview   mit   der   Landwirtschaftskammer   Steiermark   gebeten   hat,   deren   Präsident Franz   Titschenbacher   sich   klar   für   die   Regulierung   und   damit   Entnahme   von   Problemwölfen   einsetzt.   Dieser Meinung   stehen   Wissenschaftler   wie   Dr.   Kurt   Kotrschal   oder   Prof.   Dr.   Antal   Festetics   gegenüber,   der   in   einem kürzlich   erschienen   Presse    Interview   folgendes   feststellte:   „Der   Volksvertreter   muss   im   Hinblick   auf   seine Karriere entscheiden, ob ihm beim Wahlkampf die Wölfe oder die Wähler wichtiger sind.“  Eine Ansage.
Die   Almsaison   steht   auch   wieder   vor   der   Türe,   die   Risszahlen   werden   vermutlich   bis   zu   einer   Lösung   weiterhin steigen   und   damit   auch   jenen   zuspielen,   die   bereits   jetzt   warnen   und   ein   drastisches   Bild   zeichnen.   „Die   Bilder von    gerissenen    Schafen    und    Rindern    oder    verzweifelten    Bäuerinnen    und    Bauern,    die    Kadaver    und    Teile zerrissener   Tiere   aufsammeln,   gehören   im   Sommer   leider   zur   traurigen   Realität.   Das   Problem   dabei   ist   auch, dass   der   Wolf,   wenn   er   in   eine   Herde   Nutztiere   gerät,   in   einen   regelrechten   Blutrausch   verfällt   und   viel   mehr Tiere   tötet,   als   er   fressen   kann.   Ein   ähnliches   Verhalten   ist   auch   von   anderen   Raubtieren   bekannt,   wie beispielsweise   Füchsen,   wenn   sie   in   einen   Hühnerstall   gelangen“,    sagt   Nationalratsabgeordneter   und   Almbauer Andreas Kühberger. dMP:    „Titschenbacher    verlangt,    dass    die    angekündigte    Wolfsverordnung    rasch    und    noch    in    dieser Weidesaison   umgesetzt   sowie   praktikabel   und   unbürokratisch   gestaltet   wird. “   Welche   Maßnahmen   wollen Sie bis zur Almsaison konkret umgesetzt wissen? Dr. Horst Jauschnegg: Eine praktikable Wolfsverordnung ohne unsinnige bürokratische Hürden. dMP: Welchen Standpunkt nehmen Sie zum Abschuss von Wölfen ein? Dr. Horst Jauschnegg: Problemwölfe müssen letztendlich entnommen werden können. dMP:   Können   Sie   durch   die   Wiederansiedelung   von   Wölfen   nicht   auch   Werbung   für   den   offensichtlich intakten und natürlichen Lebensraum für Wildtiere in der Stmk sehen? Dr.   Horst   Jauschnegg:   Nein.   Denn   durch   die   Wiederansiedelung   der   Wölfe   ist   die   von   den   Steirerinnen   und Steirern,   aber   auch   von   den   vielen   Gästen,   sehr   geschätzte   Kulturlandschaft   in   Gefahr.   Wo   keine   Rinder,   Schafe, Ziegen   etc.   mehr   auf   den   Almen   und   Weiden   in   unserem   Bundesland   grasen,   weil   es   durch   den   Wolf   lebens- bedrohlich ist, wird Wald werden. Die offene, durch Vielfalt geprägte Kulturlandschaft ist dann Geschichte. dMP:   Sehen   Sie   durch   Wölfe   eine   Gefährdung   von   Freizeittouristen   oder   Menschen   in   gewissen   Gebieten der Stmk? Dr. Horst Jauschnegg: Ja. dMP: Herzlichen Dank für das Interview!
dMP: Sind das Gebiete mit einer hohen Dichte an Viehhaltung? Dr.   Horst   Jauschnegg:   Die   gesamte   Alm-   und   Weidewirtschaft   in   den   steirischen   Grünland-   und   Almgebieten   ist gefährdet.   Insbesondere   die   Tierarten   Schafe,   Ziegen,   Rinder,   Pferde   sind   betroffen.   Durch   die   wachsende Anzahl   von   Wölfen   steigen   auch   die   Schäden   an   Nutztieren   und   Vorfälle   mit   Menschen   in   Österreich   enorm   an.   In den   letzten   Jahren   handelt   es   sich   dabei   um   71.000   betroffene   Schafe,   11.300   betroffene   Ziegen   und   7.600 Vorfälle   mit   Rindern.   In   Summe   kann   von   rund   100.000   betroffenen Tieren   ausgegangen   werden.   Ein   Blick   auf   die österreichische   Nutztierriss-Statistik   2022   zeigt,   dass   Kärnten   und   Tirol   mit   jeweils   knapp   über   400   getöteten Tieren   die   höchsten   Schadenszahlen   aufwiesen.   Österreichweit   stiegen   die   Risse   jedoch   mit   den   Jahren   enorm. Vergleicht   man   die   Risse   des   Vorjahres   mit   denen   von   2021,   so   sieht   man   bei   den   getöteten   Tieren   eine deutliche   Steigerung,   denn   782   Tiere   wurden   in   Vorjahr   gerissen,   498   Tiere   waren   es   noch   2021.   Nimmt   man   die Nutztierverluste   nicht   nur   bei   den   getöteten,   sondern   auch   bei   den   verletzten   oder   abgängigen   Tieren   gesamt, zeigt sich ein noch extremeres Bild, denn diese stiegen von 672 im Jahr 2021 auf 1.780 im Vorjahr. dMP:    Sie    fordern    jetzt    die    Einrichtung    einer    Expertengruppe    zur    Erarbeitung    einer    Wolfsverordnung. Konzepte   und   Umsetzungsvorschläge   gibt   es   bereits   zuhauf   -   genau   das   erweckt   den   Eindruck   in   der Öffentlichkeit,   weder   die   Jäger   (pars   pro   toto)   noch   die   Umweltschützer   als   „Wähler“   verlieren   zu   wollen! Vertreten Sie als Abteilungsleiter der Landwirtschaftskammer Stmk eine der Positonen? Dr.   Horst   Jauschnegg:   Wir   vertreten   die   Interessen   der   steirischen   Bäuerinnen   und   Bauern,   die   sich   tagein, tagaus   um   ihre   Nutztiere   kümmern,   hochwertige   Lebensmittel   produzieren   und   für   eine   wunderschön   gepflegte und lebenswerte Steiermark sorgen.
In   den   vergangenen   Monaten   und   Wochen   hat   sich   eine   breite   Allianz   -   bestehend   aus   Landwirtschaftskammer, Gemeindebund,   Steirischer   Jägerschaft,   Land&Forstbetriebe   und   Wolfstopp-Initiative   -   für   eine   Wolfsverordnung zur   praktikablen   Entnahme   von   Problemwölfen   in   der   Steiermark   stark   gemacht.    "Die   Landesräte   Ursula   Lackner und   Johann   Seitinger   haben   das   Problem   erkannt   -   eine   Lösung   ist   in   Sicht" ,   bedankt   sich   Präsident   Franz Titschenbacher   für   das   Freimachen   des   Weges   zu   einer   steirischen   Wolfsverordnung.   Daneben   verlangt   der Präsident   Titschenbacher   von   der   EU,   den   in   der   FFH-Richtlinie   besonders   strengen   Schutzstatus   des   Wolfes herabzusetzen, weil der Wolf EU-weit mit etwa 20.000 Individuen keine gefährdete Tierart mehr ist. Da    auch    in    der    Steiermark    die    Bestände    an    Wölfen    wachsen    und    als    Problem    gesehen    werden,    hat    der MÜRZPANTHER   um   ein   Interview   gebeten   und   hat   mit   Dipl.-Ing.   Dr.   Horst   Jauschnegg, Abteilungsleiter Abteilung Tiere der Landwirtschaftskammer Steiermark gesprochen. dMP: Wie definiert sich „Problemwolf“ und wer definiert diesen Ausdruck? Die Medien? Biologen? Dr.   Horst   Jauschnegg:   Für   die   Steiermark   gibt   es   noch   keine   rechtlich   definierte   Festlegung,   was   ein   Problemwolf ist,   weil   eine   entsprechende   Verordnung   noch   fehlt.   Die   Definition   wird   von   der   Steiermärkischen   Landesre- gierung   zu   treffen   sein. Aus   unserer   Sicht   ist   zwischen   Risiko-   und   Schadwölfen   zu   unterscheiden.   Ein      Risikowolf zeigt   kritisches   oder   gefährliches   Verhalten   gegenüber   Menschen,   ein   Schadwolf   kritisches   oder   gefährliches Verhalten   gegenüber   Nutztieren   und   Hunden.   In   den   Wolfsverordnungen   der   umliegenden   Bundesländer   gibt   es dazu bereits sehr brauchbare Definitionen dMP:   Welche   Gegenden   werden   in   der   Steiermark   von   Wölfen   wieder   besiedelt   und   wie   schaut   die   Prognose für deren Ausbreitung aus? Dr.   Horst   Jauschnegg:   Die   ganze   Steiermark   kann   betroffen   sein.   Die Anzahl   der   Wölfe   nimmt   europaweit   rasant zu.   Alle   drei   Jahre   verdoppelt   sich   die   Population,   weil   Wölfe   keine   natürlichen   Feinde   haben   und   durch   die FFH-Richtlinie   unter   strengstem   Schutz   stehen.   Heute   ist   von   einem   europäischen   Bestand   von   rund   20.000 Wölfen auszugehen. Der Wolf ist in Europa also nicht mehr gefährdet.
Letztlich   hat   die   Politik   über   das   Schicksal   der   Wölfe   zu   entscheiden.   Der   Schutz   von   Mensch   und Tier    steht    dabei    medial    im    Vordergrund.    Und    doch    wird    man    das    Gefühl    nicht    los,    dass Entscheidungen    getroffen    werden,    die    andere    Hintergründe    als    die    vorgebrachten    haben. Wählerstimmen zum Beispiel. Verbände zum Beispiel. Nicht    umsonst    wird    etwa    ein    selbstsüchtiger    oder    machtgieriger    Mensch,    der    seine    wahren Absichten zu verbergen sucht, gern als „Wolf im Schafspelz“ bezeichnet.
Der Wolf ist dämmerungs- und nachtaktiv. Bei seinen nächtlichen Streifzügen kann er Strecken (bis 60 km pro Nacht zurücklegen. Wölfe finden Beutetiere meist direkt durch deren Geruch, seltener durch Verfolgung frischer Spuren. Sie wittern ihre Beute über eine Distanz von bis zu 2-3 km.  Wölfe können bei Jagderfolg bis zu 20% ihres Körpergewichtes an Fleisch hinunterschlingen. Bei grossen Wölfen kann dies bis zu 10 kg Fleisch sein. Foto: unsplash, Eva Blue
Ein paar Daten zum Eurasischen Wolf - Canis lupus lupus: Schulterhöhe: 70 bis 90 Zentimeter.  Das Gewicht liegt meist zwischen 30 und 50 Kilogramm. Der Herzschlag beträgt im Ruhe 90, bei Anstrengung bis 200 Schläge/Min. Die Atemfrequenz beträgt 15-20/Min., beim Hecheln bis 100/Min. Seine bevorzugte Gangart ist der geschnürte Trab mit 6 - 8km/h, kann aber eine Spitzengeschwindigkeit über kurze Distanzen von bis 60 km/h erreichen. Die relative Beisskraft der Wölfe ist mit BFQ von 136 höher als die eines Tigers mit BFQ 127. Foto: pixabay