DIE HAND ZU GEBEN IST UNSERE KULTUR!
Man
reicht
sich
aus
verschiedenen
Gründen
die
Hände:
zur
Versöhnung
beispielsweise,
zur
Begrüßung
auch.
Und
natürlich
als
Geschäftsabschluss.
Das
sind
aber
letztlich
nur
die
Anlässe,
der
eigentliche
Grund
ist
ein
Vertrauensaufbau,
da
die
Berührung
von
Mensch
zu
Mensch
etwas
innerliches
ist.
Im
europäischen
Kulturkreis
gibt
es
den
Handschlag
bereits
seit
der
Antike
und
ist
als
Symbol
der
Verständigung
zu
werten.
Wissenschaftliche
Ergebnisse
von
Studien
legen
nahe,
dass
ein
einfacher
Händedruck
uns
helfen
kann,
chemische
Signale
-
die
vor
allem
bedeutsam
für
die
Partnerwahl
sind
-
von
anderen
Menschen
zu
erkennen
und
abhängig vom Geschlecht der Person darauf zu reagieren.
Vom
Wissenschaftlichen
einmal
abgesehen,
ist
auch
die
Kunstgeschichte
im
Christentum
natürlich
voll
von
Darstellungen,
die
sowohl
künstlerisch
als
auch
in
ihrer
christlichen
Aussagekraft
in
dem
Werk
Michelangelo
Buonarottis
im
Deckenfresko
der
Sixtinischen
Kapel-
le
in
Rom
gipfeln:
Die
Erschaffung
Adams.
Niemand
geringerer
als
Gott
gibt
seinen
Geist
auf
die Menschen weiter. Über die Berührung eines Fingers.
Die Erschaffung Adams von
Michelangelo Buonarotti. Es ist
kaum vorstellbar den
Vertrauensbeweis zwischen den
Menschen der westlichen Welt
schöner darzustellen. Detail.
commons.wikimedia.org
Zwei
Jahre
der
Pandemie
haben
zu
einer
kurzen
kulturellen
Unterbrechung
dieses
Ritus
geführt.
Das
Händegeben
ist
aber
wieder
zurück.
Es
sitzt
sehr
tief
in
uns
-
das
Berühren
mit
gleichzeitigem
Sichtkontakt.
Eine
so
lange
kulturelle
Tradition,
die
ändere
sich
nicht
einfach
so
in
zwei
Jahren
Pandemie,
sagt
Martin
Grunwald,
Psychologe
und
Leiter
des
Haptik-
Forschungslabor
an
der
Uni
Leipzig.
"Erst
über
sogenannte
Vollkontakt-Informationen
versichern
wir
uns,
dass
der
andere
wirklich
existiert,
wirklich
da
ist.
Allen
anderen
Sinnen
kann man nicht so sehr trauen."
Die
Ausweichrituale
mittels
Ellbogen,
Faust
oder
gar
den
Füßen
berührt
zwar
den
anderen,
aber
natürlich
ganz
anders
-
ohne
Hautkontakt.
"Das
ist
ein
ganz
anderes
Körpergefühl,
nichts
Warmes,
nichts
Weiches.
Sehr
hart,
knochig"
,
sagt
Grunwald.
Das
sei
nur
ein
Kompromiss.
Soziokulturell
wird
dem
Sich-die-Handgeben
noch
eine
andere
Bedeutung
zugeschrieben:
Das
signalisiert
"Ich
komme
in
Frieden"
und
"Ich
bin
waffenlos"",
sagt
Grunwald.
Das
ist
vielleicht
auch
der
Grund,
warum
der
Friedensgruß
in
der
Liturgie
der
Katholiken
ohne
Handgeben
nicht
möglich
wäre.
Auch
die
Begrüßung
stellt
vor
allem
ein
Friedenszeichen
dar.
Das
muss
von
Kindesbeinen
an
erlernt
werden,
denn:
"
Wir
müssen
mit
der
Geste
vertraut
sein,
damit
sie
ihren
beruhigenden
Effekt
auf
uns
ausübt.
"
meint
dazu
die die Verhaltensbiologin Imme Gerke.
Auch wenn der Staat noch so fehl geht in
seinen Pandemiemaßnahmen, das
menschliche Bedürfnis zu Nähe bleibt
bestehen.
Fotos: unsplash
„Allen anderen Sinnen kann man nicht so sehr trauen."
„Wenn diese riskante Situation gut ausgeht, empfinden wir das als sehr angenehm.“
Wenn
diese
Vertrauensgeste
nicht
ernst
gemeint
gegeben
wird,
kann
diese
auf
den
anderen
sogar
bedrohlich
wirken.
"Deswegen
kommt
der
Handschlag
zurück.
Er
ist
uns
vertraut.
Je
vertrauter
desto
beruhigender."
Der
Händedruck
als
Zeichen
der
Versöhnung
verbindet
letztlich
auch
Menschen,
die
nicht
der
gleichen
Ansicht
sind:
Thema
Impfung.
Es
gibt
kaum
einen
Lebensbereich,
in
dem
das
Händegeben,
in
den
verschiedensten
Formen,
nicht
prakti-
ziert
wird:
Im
Sport
ist
es
das
Abklatschen!
Ein
Tor,
ein
Treffer
oder
ein
Punkt
-
ohne
ihn
körperlich
in
einer
Mannschaft
oder
auch
mit
den
Trainern
zu
unterstreichen,
würde
dem
Sport
viel
seiner
Emotionalität
nehmen,
weil
es
auch
das
Zeichen
der
Freude
und
des
Sieges
ist.
Noch
mehr
Nähe
bringt
das
Küsschen
auf
die
Wange
mit
sich.
Da
fliegen
mancherorts
die
Baci
nur
so!
"Das
ist
genau
der
Punkt.
",
sagt
die
Expertin.
"
So
viel
Nähe
zuzulassen
ist
ein
Risiko.
Wenn
diese
riskante
Situation
gut
ausgeht,
empfinden
wir
das
als
sehr
angenehm.
So
entstehen
soziale
Bindungen."
Deshalb
werden
wir
uns
unserer
Kultur,
unserer
Vertrauens-
beweise
wieder
bewusst,
reichen
einander
die
Hände
und
nehmen
wir
wieder
den
gewohnten Kontakt zu unseren Mitmenschen auf und an.
Diesbezüglich
rufen
wir
uns
zum
Ende
den
wunderbaren
Beginn
der
Schmerzen
einer
unschuldigen
Liebe
in
Erinnerung,
wenn
Don
Giovanni
anhebt
zu
singen
und
sowohl
wissenschaftliche als auch kulturelle Aspekte vereint:
Reich mir die Hand mein Leben
Komm auf mein Schloss mit mir
Kannst du noch widerstreben?
Es ist nicht weit von hier …