der muerzpanther
EIN WIMMELBILD MIT GREIFVÖGELN So    gelang    es    ihm,    in    Zusammenarbeit    mit    weiteren    Fachkräften,    den    ersten    Teil,    des    in    zwei    Etagen angelegten   Museums   bis   zum   Eröffnungstag   fertig   zu   stellen.   Ab   März   des   folgenden   Jahres   stand   auch   die zweite Etage für die Besucher offen. “ Innerhalb von fünf Jahren stieg die Besucherzahl auf 74.500 Besucher an. „Am   12.   Mai   2025   war   es   endlich   so   weit   -   das   NaturERlebnisMuseum   wurde   nach   drei-   jähriger   Planungs-   und Umbauzeit feierlich eröffnet .“ Zwischen   den   beiden   Meldungen   liegen   30   Jahre.   Die   erste   bezieht   sich   auf   das   persönliche   Engagement   von Prof.   Schliefsteiner,   der   bei   Planung,   Einrichtung   und   Ausgestaltung   selbst   Hand   anlegte,   wie   man   aus   der Chronik der Marktgemeinde Neuberg an der Mürz - erschienen 1996 - erfahren kann. Die   zweite   Pressemeldung   erschien   neulich   (Ausgabe   22,   2025)   im   Natur   Kurier   des   Vereins   Naturpark   Mürzer Oberland.   Diesem   lässt   sich   weiters   entnehmen:   das   Konzept   wurde   gemeinsam   mit   OIKOS   (Institut   für   an- gewandte Ökologie & Grundlagenforschung) und der michael gletthofer kg – grafik design illustration erarbeitet. Das   Museum   hat   seit   Anbeginn,   dem   Jahre   1991   einen   großen   Stellenwert   in   Neuberg   -   durch   das   persönliche Engagement    und    die    Leistung    eines    Einzelnen,    des    Prof.    Herbert    Schliefsteiner.    Die    von    ihm    gestalteten Dioramen   (Anm.:   Schaukästen,   in   denen   Szenen   mit   Figuren   vor   einem      bemalten   Hintergrund   dargestellt werden)   haben   durch   die   Vielfalt   der   Präparate   beeindruckt.   Die   Zeit   ändert   sich   -   und   damit   auch   der   Zugang zu   „Museum“.   Nur   ein   paar   Wenige   halten   in   Neuberg   -   wie   auch   überall   anders   -   an   dem   ewig   Gleichen,   dem ewig   Gestrigen,   das   sie   den   wenigen   Interessierten   vorsetzen,   fest.   Aber   nicht   nur   im   Gegensatz   zu   solch   rück- wertsgerichteten   Anmaßungen   sticht   die   Neugestaltung   des   Museums   als   beispielgebend,   als   besonders   positiv, als   besonders   gelungen   hervor.   Man   muss   festhalten,   dass   das   Gelingen   auch   der   Tatsache   geschuldet   ist,   dass durchgehend   alle   Altersstufen   angesprochen   werden.   Dass   neben   Wissensvermittlung   auch   die   Unterhaltung nicht   zu   kurz   kommt.   Dass   Fehlentwicklungen   durch   den   Menschen   in   der   Natur   aufgezeigt   und   Lösungen   ge- boten   werden.   Dass   alle   Sinne   angesprochen   werden   und   zum   Mitmachen   eingeladen   wird.   Dass   wirklich   jeder etwas   mitnehmen   kann.   Ich   sehe   diese   Neugestaltung   in   direkter   Linie   und   im   Sinne   des   „Erfinders“:   Menschen für die Natur zu begeistern, zu sensibilisieren und die Schönheit derselben aufzuzeigen. Ein   Gespräch.   Mit   Daniela   Paul,   seit   15   Jahren   im Tourismusverband   in   Neuberg   an   der   Mürz   und   seit   drei   Jahren im   Naturparkverein   Neuberg   tätig   und   Melanie   Gröbl,   Biodiversitätsexpertin   und   fachliche   Begleitung   bei   der Neugestaltung des NaturErlebnisMuseums. 
dMP: Welche Aufgaben hattet ihr bei der Neugestaltung des Museums? Daniela:   Ich   arbeite   seit   15   Jahren   im   Tourismusverband   in   Neuberg   an   der   Mürz   und   seit   drei   Jahren   im   Natur- parkverein   Neuberg.   Grundsätzlich   fügt   sich   das   neu   gestaltete   Museum   sehr   gut   in   die   Ideologie   des   Vereins   mit den   Aufgaben:    Bildung,    Erholung,    Schutz    und    Regionalentwicklung    ein.    Das    wird    natürlich    auch    bei    den Führungen   vermittelt,   als   Ergänzung   zum   Naturschutzauftrag,   den   wir   haben.   Den   Umbau   selbst   habe   ich   von Anfang   an   -   von   der   Demontage   des   Museums   Schliefsteiner   bis   zum   Wiederaufbau   zum   NaturErlebnisMuseum   - begleitet.   Ich   bin   für   das   Organisatorische,   für Abläufe   und   für   die   Führungen   zuständig.   Wir   sind   im   Naturpark- team vier Personen und ein Naturparkarbeiter, der tatkräftig mithilft und zwei Damen im Museum.    Melanie:   Ich   bin   seit   einem   Jahr   und   zwei   Monaten   als   Biologin,   als   Biodiversitätsexpertin   hier   angestellt.   Meine Aufgabe   im   Museum   war   die   fachliche   Begleitung   des   Museums.   Ich   habe   einige   Sachen,   die   von   den   Planern offengelassen   wurden   gestaltet   und   mache   auch   Führungen,   so   wie   die   Natur-   und   Landschaftsführerinnen,   die Gruppen   und      Schulklassen   durch   das   Museum   führen   und   die   es   bei   Regenwetter   für   ihre   eigenen   Aktivitäten nutzen   können.   Beispielsweise   Kräuterbuschen   binden   in   der   Werkstatt   -   es   gibt   viele   passende   Kooperationen. Das   Museum   kann   man   generell   auch   als   Veranstaltungsort   mieten,   die   Werkstatt   oder   die   Bühne   können   als Eventlokation für Konzerte oder Lesungen genutzt werden. dMP: Plant ihr auch Vorträge, die thematisch passen? Daniela:   Es   sind   seit   der   Eröffnung   erst   ein   paar   Monate   vergangen,   wir   beobachten   im   Moment   wie   es   läuft   und sich   entwickelt   -   und   was   die   Leute   wollen.   Man   kann   wahrscheinlich   nicht   von Anfang   an   das   Konzept   als   fertig und abgeschlossen ansehen, das wird sicher noch wachsen. dMP: „Nature for Future“ - warum ein englischer Name, soll das die „Überregionalität“ ausdrücken? Daniela:   Englisch   zu   verwenden   ist   im   Museum   modern.   Bei   uns   wird   aber   auch   Deutsch   gereimt,   es   werden Dialektwörter   verwendet   und   die   Sprache   ist   ein   wenig   an   Ernst   Jandl   angelehnt.   Inhaltlich   soll   der   Text   neben der Information durch Reime und die Sprachverwendung zum Überlegen anregen. dMP:   Ich   war   selbst   als   Nachmittagsbetreuer   der   VS   Wartberg   mit   einer   Gruppe   Kinder   da,   da   hat   sich   auch die   Frage   ergeben,   ob   die   Neugestaltung   des   NaturErlebnisMuseums   einen   pädagogischen   Schwerpunkt   hat – für alle Altersklassen? Soll es uns etwas lehren? Melanie:   Unsere   Hauptthematik   ist   der   Klimawandel   und   die   Biodiversität,   der   Umgang   und   das   Leben   mit   der Natur und das Lernen von der Natur. dMP: Soll dieser thematische Schwerpunkt sensibilisieren? Daniela:   Die   erste   Station   mit   dem   Diorama   von   Hr.   Prof.   Schliefsteiner   führt   uns   die   Änderungen   und   den Wandel      anhand   einer   „Timeline“   sehr   drastisch   vor   Augen.   Um   bewusst   zu   machen,   dass   wir   Verantwortung tragen   und   auf   unsere   Umwelt   aufpassen   müssen,   arbeiten   die   Planer   auch   absichtlich   mit   sehr   plakativen Mitteln.    Wir    müssen    auch    die    Frage    stellen:    Wollen    wir    wirklich,    dass    die    Veränderungen    derart    rasant vonstatten gehen?
dMP:   Bietet   das   Museum   auch   Ansätze   für   eine   Lösung?   Aufzeigen   tun   ja   jetzt   alle.   Kann   ich   von   dem Museumsbesuch auch etwas mitnehmen – im Kleinen wie im Großen? Melanie:   In   der   Werkstatt   kann   man   hier   Nistkästen   für   Vögel   bauen   und   mitnehmen,   Lösungsansätze   gibt   es auch   in   der   Station   vom   „CSI“,   wo   viele   Umweltproblematiken   wie   die   Verwendung   von   Mährobotern   aufgezeigt werden.   Wir   möchten   aber   nicht   erklären,   was   schlecht   ist   und   dass   man   keine   Rasenroboter   verwenden   soll, sondern am besten nur tagsüber und nicht 24/7. Hier bieten wir echte Lösungsansätze. Daniela:   Wir   vermeiden   gerne   den   erhobenen   Zeigefinger,   der   nicht   zwangsläufig   etwas   positives   bei   Menschen auslöst,   sondern   wir   geben   lieber   Ideen   mit.   Beispielsweise   muss   man   ja   nicht   den   ganzen   Garten   vom   Roboter mähen   lassen,   man   kann   ja   ein   bisschen   was   stehen   lassen   –   das   kann   man   als   Anregung   aus   dem   Museum     mitnehmen. Melanie:   Das   Museum   soll   zum   Denken   anregen   und   die   wichtigen   Thematiken   aufzeigen.   Es   soll   nicht   sagen: „Das macht ihr schlecht!“ dMP:   Neben   den   Mährobotern   gibt   es   ja   viel   größere   Störungen   in   der   Tierwelt   –   beispielsweise   streunende Hauskatzen, die sogar Vogelpopulationen bedrohen, indem sie vor allem Ästlingen nachstellen. Melanie:   Diese   Thematik   haben   wir   im   Museum   noch   nicht   aufgenommen,   aber   bei   der   Sation   CSI   sollen   die „Fälle“   auch   wechseln   und   vielleicht   werden   wir   die   Hauskatze   als   „Täter“   nehmen   und   nicht   den   Uhu. Natürlich muss man an solche Themen sensibel herangehen. Daniela:   Auch   hier   sollte   man   nicht   mit   erhobenem   Zeigefinger   agieren,   sondern   humorvoll.   Grundsätzlich   soll das Museum auch durch wechselnde Themen belebt und immer wieder etwas neues gezeigt werden. Melanie: In Zukunft möchten wir immer wieder Schwerpunkte setzen, beispielsweise das Thema Wasser. dMP:   Die   Präparate   von   Prof.   Schliefsteiner   sind   spektakulär   und   aussagekräftig   –   welche   Überlegungen lagen für die neue Gestaltung zu Grunde? Daniela:   Die   Lorbeeren   gehören   dem   Planungsbüro   OIKOS,   die   das   Konzept   hervorragend   umgesetzt   haben.   Wir haben   das   mit   den   Präparaten   begleitet   und   haben   darauf   geachtet,   dass   die   gezeigten   Exponate   ersetzbar   sind. Also   beispielsweise   keine   Vogelart,   die   bereits   ausgestorben   ist.   Die   Präparate,   die   eher   „heikel“   sind,   haben wir in Andenken an Prof. Schliefsteiner geschützt. Melanie: Der Fokus in der Neugestaltung liegt diesbezüglich auf einheimischen Tieren und Mitteleuropa. dMP: Informationen bekommt man direkt bei den Tieren auch über QR Codes. Daniela:   Es   sind   weniger   Informationen,   als   vielmehr   ein   Interview   mit   dem   jeweiligen   Greifvogel.   Diese erzählen über sich selbst und ihr Leben.
dMP: Wo liegt der Reiz des Analogen für Kinder, die ja wahnsinnig viel Zeit mit neuen Medien verbringen? Melanie:   Das   ist   im   Konzept   von   OIKOS   drinnen:   das   Museum   ist   nicht   als   Museum   gedacht.   Sondern:   wie   bringt man   die   Leute   in   der   Freizeit   zu   einem   Hobby?   Dahinter   steckt   der   Gedanke:   Was   sind   Hobbys:   Musikmachen, Sport, Lesen, Basteln, Zeichnen. Das alles kann man bei uns im Museum machen! Daniela:   Auch   die   Kinder   versinken   in   dem   Bereich,   der   ihnen   am   meisten   entspricht.   Sie   können   sich   oben austoben   und   springen,   oder   sie   zeichnen   die   Tiere   an   den   Tischchen   und   man   bekommt   sie   nicht   mehr   weg   lacht. dMP:   Euch   ist   in   Neuberg   etwas   gelungen,   was   leider   nicht   allzu   oft   zu   beobachten   ist.   Das   Altbewährte   in einen   tollen   neuen   Rahmen   überzuführen   und   ein   neues   Konzept   umzusetzen.   Die   Aktivitäten   im   Ort,   die zu   einer   Nutzung   führen   sollen,   sind   leider   meist   völlig   veraltet   -   wer   kann   noch   die   Geschichten   vom Kaiser   hören?   Seid   ihr   dadurch   auch   ein   bisschen   stolz   auf   Euch,   ein   frisches   Konzept   so   ansprechend   um- zusetzen? Daniela: Lange Frage, kurze Antwort: ja, natürlich! Melanie:    Das    ist    uns    auch    bewusst,    dass    es    etwas    Neues    ist.    Natürlich    wird    es    nicht    von    Jedem    positiv aufgenommen und natürlich gibt es immer kritische Stimmen! Daniela:   Das   feedback   von   den   Leuten,   die   hierher   kommen   ist   wirklich   gut,   viele   sind   begeistert.   Natürlich   war der   Umbau   auch   ein   Prozess,   wir   konnten   uns   phasenweise   selber   nicht   vorstellen,   wie   die   Umsetzung   aus- schauen wird … dMP: Wie entwickeln sich die Besucherzahlen? Melanie: Wir sind zufrieden. dMP:   Gerade   die   zahlreichen   Regentage   im   Juli   bis   in   den   August   hinein   haben   wahrscheinlich   viele   Leute hierher geführt … Daniela:   Im   Sommer   ist   das   Museum   geradezu   genial,   weil   es   eine   super   Schlechtwetter-Alternative   ist   und   man viele   Stunden   hier   verbringen   kann.   Dabei   kann   man   sogar   einen   Nistkasten   bauen   und   mitnehmen!   Aber   es   ist auch eine super Hitze- Alternative, weil das Museum auch bei 37°C ein fantastisches Raumklima hat! dMP:   Regt   der   Besuch   des   Museums   auch   an,   in   die   Natur   zu   gehen   und   sich   alles   bewusst   vor   Augen   zu führen? Melanie:   Ich   kann   mir   gut   vorstellen,   dass   man   mit   den   Informationen   aus   der   Xylothek   (Anm.:   wo   es   um   Bäume geht) mit einem offenerem Blick durch den Wald geht. dMP: Also   ein   Museum   für   jede   Gelegenheit   und   jeden   Tag! Abschließend:   Wie   war   die   Zusammenarbeit   mit dem Land Steiermark und dem Naturschutzlandesrat Hannes Amesbauer? Daniela:   Das   ganze   Projekt   ist   zu   100%   vom   Land   gefördert   und   die   Gemeinde   übernimmt   die   laufenden   Fix- kosten.   Die   Abwicklung   macht   der   Geschäftsführer   Mag.   Andreas   Steininger   und   hier   gibt   es   eine   sehr   gute Zusammenarbeit mit Naturschutzlandesrat Amesbauer. Melanie: Für Sonderausstellungen werden wir weiterhin sicher Zuschüsse und Förderungen brauchen. dMP: Herzlichen Dank für das Gespräch! Alle Informationen finden Sie auch hier: www.muerzeroberland.at
Daniela Paul (links) und Melanie Gröbl führen auch die Besucher durch das Museum und geben einen faszinierenden Einblick in die Zusammenhänge in Umwelt und Natur. Hier im Forscher-Atelier, wo man mikroskopieren und kleinste Strukturen erforschen oder einen Nistkasten bauen kann. Überhaupt glänzt das Museumskonzept durch die vielen Mitmachstationen. Foto: der MÜRZPANTHER
Die ausgestellten Präparate der Greifvögel erzählen von sich und über ihr Leben. Man braucht lediglich Zeit und ein smartphone für die QR Codes. Aber das hat ja heute eh schon jedes Kind … Für den Besuch sollten Sie viel Zeit einplanen: vom Gesang der Vögel bis zum Ergründen der heimischen Fischarten. Links: Eines der faszinierenden Präparate von Professor Schliefsteiner, ein Bussard mit einer Kreuzotter. Foto: der MÜRZPANTHER
Sorgfältig wurden die bisher in Dioramen gezeigten Präparate von Prof. Schliefsteiner in Schaukästen arrangiert und können besichtigt werden. Eines der highlights des NaturErlebnisMuseum! Foto: der MÜRZPANTHER