der muerzpanther
Es   ist   modisch   geworden,   politisch   Ziele   auszugeben,   die   weit   in   der   Zukunft   liegen.   Dahinter   steht   natürlich nicht   das   Kalkül,   dass   bei   Scheitern   der   Ziele   die   damals   ferderführenden   Protagonisten   sich   rechtfertigen   müs- sen,   sondern   nur   die   Erkenntnis,   dass   Konsumenten   inkonsequent   und   uneinsichtig,   geradezu   renitent   sind.   Ein paar   Beispiele:   Verbrenner-Aus   2035!   Renaturierung   der   EU   bis   2050!   90%   weniger Treibhausgasemission   bis   2040! Klimaneutralität bis 2050! Und natürlich die 100% Bioquote im Burgenland. Aber   zurück   zu   unserem   Zertifikat:   „besseres   Essen“.   Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid   Eisenkopf   von   der SPÖ   will   damit   auch   die   Herkunft   der   Produkte   in   den   Vordergrund   rücken.   Für   die   Zertifizierung   ist   ein   Bioanteil von    70    Prozent    erforderlich,    berücksichtigt    werden    aber    auch    " saisonale    und    frische    Speisenzubereitung, artgerechte   Tierhaltung,   Verzicht   auf   Pestizide,   Einkauf   der   Lebensmittel   in   der   Umgebung   oder   in   der   Region ", so   Eisenkopf.   Zertifizieren   lassen   können   sich   sowohl   die   Schulen   und   Kindergärten   selbst   als   auch   die   Betriebe, die   diese   mit   Speisen   beliefern.   Es   ist   natürlich   schön,   wenn   sich   die   Politiker   eines   Bundeslandes   oder   auch   des Bundes   Gedanken   zu   den   Essgewohnheiten   der   Bürger   und   insbesondere   der   Kinder   machen,   vor   allem   in   den pädagogischen   Einrichtungen.   Gleichzeitig   geht   allerdings   die   Schere   immer   weiter   auseinander.   Auf   der   einen Seite   der   fast   manische   Zugang   zu   „grünen“   Lebensmitteln,   auf   der   anderen   Seite   eine   noch   nie   da   gewesene Dichte   an   übergewichtigen   Kindern.   In   Österreich   sind   rund   28   von   100   Kindern   im   Alter   von   5   bis   9   Jahren adipös   oder   übergewichtig,   das   betrifft   nebenbei   Buben   deutlich   häufiger   als   Mädchen.   Das   hat   zwei   primäre   Ur- sachen:   die   Ernährung   und   die   fehlende   Bewegung.   Die   Übergewichtung   auf   einem   Bio   Zertifikat   nutzt   den   Kin- dern   nichts   und   ist   einer   zeitgeistigen   Strömung   geschuldet,   mit   der   man      -   meist   medienwirksam   -   öffentliche Aufmerksamkeit   bekommt.   Der   steinige,   aber   nicht   unlösbare   Weg   zeigt   sich   in   der   tagtäglichen   Auseinander- setzung   mit   den   Kindern,   es   wird   beim   Essen   teilweise   unfassbar   viel   gemotschgert,   weil   das   Essen   „so   fad“ schmeckt.   Alle   Schliche   werden   ausprobiert,   die   Kinder   auf   Lager   haben,   um   zu   erreichen,   das   Essen   nachzu- salzen.   Zum   Wohle   der   Kinder   gibt   es   uns   Nachmittagsbetreuer,   auch   wenn   das   bedeutet,   nein    sagen   zu   müs sen. Weil aber die öffentlichen Stellen auch etwas einbringen wollen, werden Menschenwohl-Zertifikate eingeführt … Eine   Palatschinke   aus   einer   nicht   Bio   zertifizierten   Milch   wird   die   Gesundheit   nicht   nachhaltig   beeinflussen,   aber statt   einer   Palatschinke   drei   Palatschinken   aus   bio-   Milch   mit   Schoko   /fairtrade,   Schlagobers   aus   der   Spraydose /gesüßt   und   einem   Fruchtsaft,   mit   Sicherheit.   Das   heißt,   dass   der   Augenmerk   und   Initiativen   auf   dem   mengen- bezogenen   Konsumverhalten   liegen   sollte,   anstatt   personal-aufwendige   Zertifizierungsmaßnahmen   in`s   Leben   zu rufen   und   die   Leute   damit   zu   mollestieren,   damit   sich   Schulen   mit   weiteren   „Auszeichnungen“   schmücken können.   Denn   so   ein   Zertifikat   sagt   nichts   über   den   Anteil   von   gesundheitsrelevanter   Übergewichtigkeit   der Schüler   aus.   Dazu   ein   Vorschlag:   Wie   wäre   es,   die   Fettleibigkeit   der   Volksschüler   bis   zum   Jahre   2060   zu halbieren!   Na,   klingt   das   nicht   verlockend?   Als   Erfolgsnachweis   wird   dazu   an   alle   (man   will   ja   niemanden   dis- kriminieren)   teilnehmenden   Bildungseinrichtungen   die   Auszeichnung   Adi   Bös&Gut    verliehen!   Vielleicht   sogar vom Landeshauptmann- Stellvertreter höchst persönlich!
Die   Kinder   können   daher   noch   so   viel   Bio-Zeugs   in   der   Schule   essen,   wenn   zu   Hause   die   Fertiggerichte   (Salz,   Fett und   Zucker!),   die   Chips,   der   Fernseher,   die   Fruchtsäfte,   die   Schokolade,   die   Spielekonsolen,   die   Gummisüßig- keiten   und   das   Smartphone   warten.   Auch   hier   liegt   natürlich   die   Verantwortung   bei   den   Eltern   und   Familien, nicht   in   der   öffentlichen   Hand.   Diese   zu   übertragen,   würde   wieder   einmal   bedeuten,   das   Pferd   von   hinten   auf- zuzäumen. Deswegen   plädiere   ich   für:   kein   zusätzliches   Salz,   keinen   zusätzlichen   Zucker,   keine   Fruchtsäfte   zum   Mittag- essen.   Statt   dessen:   frische   Kräuter   am   Teller   (viele   Köche   setzen   den   Ansatz   ohnedies   bereits   um),   im   Glas frisches   Wasser.   Ich   gebe   auch   beim   Essen   -   für   die   Kinder   wichtig!   -   eine   klare   Linie   vor.   Ja,   es   gibt   zu besonderen   Anlässen   natürlich   auch   Ausnahmen!   Ja,   zum   Geburtstag   gibt   es   auch   Torte   und   Saft!   Es   gibt   für mich   aber   keine   Quote,   die   bei   Nichterfüllen Ausreden   wie:   Coronakrise,   Ukraine-Krieg,   Teuerung   und   Inflation, nach   sich   ziehen   würden.   Diese   drei   Aspekte   hätten   aber   Herausforderungen   für   Gastronomie   und   Landwirt- schaft   ergeben,   denen   man   Rechnung   tragen   müsse,   betonte   die   Landeshauptmann- Stellvertreterin.   " Wir   wollen, dass   Bio   und   Regionalität   Hand   in   Hand   geht.   Wir   wollen   niemanden   zurücklassen. “   sagte   Eisenkopf.   Das   logische Ergebnis:   95   Prozent   der   Gemeinden   würden   in   ihren    Kinderbildungs-   und   -betreuungseinrichtungen   derzeit   eine Bioquote   von   (lediglich!)   50   Prozent   erfüllen.   Manche   würden   auch   schon   bei   60%   und   mehr   (!!!)   liegen   -   von 100% ist man folglich aber doch noch recht weit entfernt. Bildungslandesrätin   Daniela   Winkler   (SPÖ)   sprach   von   einer   "tollen   Weiterentwicklung"   und   hob   die   Bedeutung einer   gesunden   Ernährung   für   die   Entwicklung   der   Kinder   hervor.   Auch   Wirtschaftskammer-Präsident   Andreas Wirth   betonte:   " Wir   alle   wollen,   dass   unsere   Kinder   gesundes,   frisches,   regionales   und   Bio-Essen   bekommen ." Die   burgenländische   ÖVP   wiederum   sieht   sich   durch   die   Änderung   des   Ziels   in   ihrer   Kritik   an   der   "Biowende" bestätigt.   Diese   habe   dazu   geführt,   " dass   biologische   Produkte,   unabhängig   von   ihrer   Herkunft,   gegenüber heimischen   regionalen   Lebensmitteln   bevorzugt   wurden" ,   meinte   Landesparteiobmann   Christian   Sagartz.   FPÖ- Chef   Alexander   Petschnig   hielt   fest,   dass   die   "Biowende"   durchaus   Fortschritte   gebracht   habe.   Er   forderte   aber gleichzeitig   eine   "verbindliche   Preisgarantie",   die   sicherstellen   solle,   dass   das   Essen   für   die   Kinder   beziehungs- weise deren Familien nicht teurer werde. Wenn   es   um   Ernährung,   Essgewohnheiten   und   vor   allem   um   Ausgewogenheit   geht,   ist   die   Familie   in   ihrer Vorbildwirkung   durch   öffentliche   Einrichtungen   nicht   zu   ersetzen.   Nicht   einmal   mit   einem   Zertifikat.   Und   die Moral    der    Geschichte    ist:    Wer    von    Bio    zu    viel    isst,    wird    auch    übergewichtig!    Und    natürlich:    Wir    wollen niemanden zurücklassen! … das musste nochmals sein!
 NACH OBEN NACH OBEN
WAS GENAU IST DIE LEISTUNG? In   ein   paar   Wochen   geht   auch   in   der   Steiermark   wieder   die   Schule   los.   Und   damit   natürlich   auch   die   Nachmittags- betreuung.   Zu   dieser   gehört   in   den   Volksschulen   zwischen   der   Zeit   des   Unterrichts   und   der   Nachmittagsgestaltung das Mittagessen. Dieses sollte ausgewogen und in den letzten Jahren des Grünwandels natürlich auch biologisch und nachhaltig   sein.   Nicht   zu   vergessen:   Den   Kindern   sollte   es   auch   schmecken.   Und   es   wäre   nicht   Österreich,   würde   es nicht   eine   sinnstiftende   Zertifizierung   neben   den   Empfehlungen   der   AGES   (jene   staatliche   Organisation,   die   weiß und   uns   sagt,   was   gut   ist   …)   geben.   Das   Burgenland   ist   seit   dem   Jahr   2019   ganz   vorne   mit   dabei,   es   hat   damals   die "Biowende"   ausgerufen,   mit   dem   Ziel   einer   100%   Bioquote   der   verwendeten   Lebensmittel   und   einer   Beteiligung aller betroffener Einrichtungen - sprich Kindergärten und Schulen. Die   Überraschung:   Die   100%   Bioquote   wurde   nicht   erreicht.   Der   MÜRZPANTHER   als   Nachmittagsbetreuer   macht   sich Gedanken zu den Essgewohnheiten der Volksschulkinder und wie weit wieder einmal der Staat eingreifen soll …
Fragen Sie Kinder einmal, was sie am liebsten essen. 90% der Antworten im Jahre 2024 werden sein: Pizza, Burger, Spaghetti mit roter Sauce. Pommes. Schnitzi. Aus. Fotocredit: AI pixabay
Alarmierend ist die Zahl von übergewichtigen Kindern im Alter von 6 - 10 Jahren. Aber auch die Gewohnheit, alles zu salzen und zu zuckern. Natürlich wirkt das geschmacksverstärkend und prägt das Geschmackserlebnis bereits in frühem Alter. Fotocredit: pixabay
Für Kinder von 7 bis 10 Jahren sind nicht mehr als ca. 42 Gramm freier Zucker pro Tag empfohlen. Gummibärchen pro 100 g - richtig geraten: 42g Zucker! Bei einer Packuns- größe von 175g ist das gerade einmal die Hälfte! Und wie viel essen Sie? Fotocredit: pixabay