der muerzpanther
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DER GARTEN LOHNT ES (FAST) IMMER! Die   Sommerzeit   ist   Gartenzeit.   Das   meiste   ist   arbeitstechnisch   für   das   Jahr   bereits   erledigt,   die   neu   gesetzten Pflanzen    haben    sich    gut    eingewöhnen    können,    manche    bereits    geblüht,    Kirschen    und    Stachelbeeren    sind geerntet,   die   sommerlich   hohen   Temperaturen   laden   zum   Verweilen   ein   und   mit   Muße   zu   genießen.   Blüten, Schmetterlinge   und   auch   Gelsen   -   eine   wichtige   natürliche   Grundlage   in   der   Ernährungspyramide.   Es   bleibt   aber immer etwas zu tun - mähen beispielsweise! Wirklich? Vereine,   die   sich   für   einen   natürlichen   Garten   und   damit   für   ein   natürliches   Lebensumfeld   für   viele   Tierarten einsetzen,   gibt   es   mittlerweile   zuhauf.   Eine   dieser   Initiativen   sticht   dabei   heraus:   Bereits   1999   wurde   in   Nieder- österreich   die   Bewegung   „Natur   im   Garten“   auf   Initiative   des   damaligen   Umweltlandesrates   Wolfgang   Sobotka ins   Leben   gerufen.   Seither   breitet   sich   diese   Idee   auch   auf   andere   Bundesländer   aus,   auch   in   die   Steiermark.   Zur Motivation   für   Private   und   Gemeinden   mitzumachen,   gibt   es   eine   Plakette   und   ein   Gütesiegel   wird   verliehen.   In Niederösterreich   wurde   dieser   Tage   Kottingbrunn   als   „Igelfreundliche   Gemeinde“   ausgezeichnet.   „Natur   im Garten“   Gemeinden,   die   sich   um   den   Titel   „Igelfreundliche“   bewerben   können,   setzen   nachweislich   Maßnahmen zum Schutz der Igel. Zum   Schutz   der   …      mehr   Worte   bedurfte   es   nicht,   dass   der   MÜRZPANTHER   als   Naturmedium   aufmerksam   wurde, um ein Interview gebeten und mit Carina Pürer von Natur im Garten gesprochen hat.
Die   wichtigste   Grundlage   die Auszeichnung   zu   bekommen,   sind   die   ökologischen   Grundsätze   der   Bewegung:   Ver- zicht   auf   chemisch   -   synthetische   Pestizide   und   Dünger   und   den   Verzicht   auf   Torf.   Daneben   müssen   noch   weitere Kriterien   erfüllt   werden,   die   unter   Naturgartenelemente   oder   ökologische   Bewirtschaftung   fallen.   Beispielsweise eine   Naturwiese,   Zulassen   von   Wildwuchs   oder   auch   die   Nutzung   des   Regenwassers   (offen   besonders   gut   für   die Entwicklung   der   Gelsen!).   Viele   der   Punkte,   die   bereits   über   Jahrzehnte   empfohlen   werden,   sind   dennoch Fremdsprache   für   die   meisten   Gartenbesitzer.   Mein   persönlicher   Zugang   ist   -   wie   Sie   ja   bereits   wissen   -   hohes Gras,   Käfer   und   Glühwürmchen,   Schmetterlinge   und   eine   Unzahl   an   verschiedenen   Insekten   und   Vögeln.   Diese Freude, die Natur zu sehen, möchte ich Ihnen weitergeben, durch dieses Gespräch mit einer Expertin. dMP:      Ist   die   Namensgebung   nicht   überflüssig   –   denn   sollte   „Garten“   nicht   ein   Synonym   für   Natur   sein,   oder wird Garten eher als Kulturlandschaft verstanden? In die man dann auch Natur einbringen will … Carina   Pürer:   Wir   verstehen   Gärten   als   Lebensräume   für   die   Natur,   die   Tierwelt   und   den   Menschen.   Der   Name „Natur   im   Garten“   betont   den   Einzug   von   Naturnähe   in   den   Garten.   Gärten   sind   oft   stark   gestaltet   und   gepflegt, wodurch   natürliche   Prozesse   eingeschränkt   werden.   Unsere   Bewegung   zielt   darauf   ab,   den   Lebensraum   Garten naturnah zu gestalten, um ökologische Kreisläufe zu fördern und Artenvielfalt zu unterstützen. dMP:   Von   Ihrem   Gütesiegel   erfährt   man:   Mit   dem   Gütesiegel   von   „Natur   im   Garten“   steht   Ihnen   eine fundierte   Entscheidungshilfe   beim   Kauf   von   ökologischen   Gartenprodukten   zur   Verfügung.   Pflanzenschutz- und   Pflanzenstärkungsmittel,   Hilfsmittel,   Dünger,   Substrate,   Kompostierungshilfen   sowie   Gartenhilfen   wie Hochbeete,   Komposter,   Mulchmaterialien   und   vieles   mehr   werden   damit   ausgezeichnet,   um   naturnahes Gärtnern   zu   erleichtern.“    Da   wird   einem   ja   ganz   schwindlig   –   genügt   es   nicht,   durch   den   Eintrag   der   hei- mischen Pflanzenwelt rundherum naturnah „zu arbeiten“? Carina   Pürer:   Die   Verwendung   heimischer   Pflanzen   ist   ein   wichtiger   Schritt   zu   einem   naturnahen   Garten.   Das Gütesiegel   von   „Natur   im   Garten“   bietet   jedoch   zusätzlich   Orientierungshilfe   für   ökologische   Produkte,   die   in bestimmten   Situationen   nötig   sein   können,   um   die   Gesundheit   und   Vitalität   der   Pflanzen   zu   unterstützen.   In   den meisten   Gärten   sind   nicht   nur   Wildpflanzen   zu   Hause,   sondern   auch   Kulturpflanzen   mit   höheren   Nährstoff- ansprüchen, deren Pflege mit der Verwendung organischer Dünger wesentlich leichter gelingt. Unsere   Auszeichnungen   fördern   naturnahes   Gärtnern,   indem   sie   Bewusstsein   für   ökologisch   sinnvolle   Praktiken schaffen.   Dazu   gehört   auch,   das   Mähen   zu   hinterfragen   und   alternative   Methoden   zur   Pflege   zu   fördern,   die Biodiversität   unterstützen.   Das   Mähen   sollte   an   die   Bedürfnisse   der   Pflanzen   und Tiere   im   Garten   angepasst   sein. Eine   Naturwiese   mit   hohem   ökologischem   Wert   sollte   nur   1-2   Mal   im   Jahr   gemäht   werden   –   das   fördert   die Blütenvielfalt und bietet Lebensräume für Insekten und andere Tiere.
dMP:   Wie   stehen   Sie   zu   Mährobotern?   Ist   das   ein   Ausschlusspunkt   für   die   Natur   im   Garten   Plakette?   Wenn nein, warum nicht? Carina   Pürer:   Wir   empfehlen   vorrangig   elektrisch   oder   mit   Körperkraft   betriebene   Rasenmäher   und   das   acht- same   und   wechselweise   Mähen   von   Teilbereichen,   um   Kleintieren   und   Insekten   Gelegenheit   zum   Flüchten   zu geben.   Mähroboter   sind   kein Ausschlusskriterium   für   die   „Natur   im   Garten“   Plakette,   sofern   sie   schonend   und   in Maßen   eingesetzt   werden.   Ein   Kräuterrasen   sollte   in   der   Wachstumszeit   dann   geschnitten   werden,   wenn   er höher   als   8   cm   geworden   ist,   um   gut   begehbar   zu   bleiben.   In   unserer Arbeit   fördern   wir   unter   anderem   auch   das Bewusstsein dafür, Mähroboter nur tagsüber in Betrieb zu nehmen, um die nachtaktiven Tiere zu schützen . dMP: Heißt „naturnah“ immer auch ein bisschen „Wildnis“? Carina   Pürer:   Ja,   Gärtnern   im   Zeichen   der   Artenvielfalt   bedeutet   Mut   zur   Wildnis.   Der   Igel   zum   Beispiel   ist   der Inbegriff   eines   ökologisch   gepflegten   Gartens,   und   je   näher   der   Garten   dem   natürlichen   Lebensraum   des   Igels kommt,   desto   wahrscheinlicher   wird   auch   dessen   Besuch.   Er   bevorzugt   möglichst   viele   „wilde   Ecken“   mit   zahl- reichen   Elementen   des   Naturgartens,   in   denen   er   ein   reiches   Nahrungsangebot,   gute   Verstecke   und   ausreichend Nistmaterial   vorfindet.   Naturnahe   Gärten   erlauben   demnach   eine   gewisse   Wildnis,   die   natürliche   Prozesse fördert,   ohne   dabei   ungepflegt   zu   wirken.   Dies   schafft   vielfältige   Lebensräume   und   stärkt   das   ökologische Gleichgewicht. dMP:   Braucht   es   Ihrer   Meinung   nach   überhaupt   noch   einer   Motivation   „von   außen“   oder   stellen   sich   die Menschen   bereits   auch   aufgrund   der   „Klimakatastrophe“   ohnedies   bereits   selbstständig   auf   die   Naturnähe ein? Carina   Pürer:   Motivation   und   Information   von   außen   bleiben   weiterhin   wichtig.   Die   Klimakrise   erhöht   das   Be- wusstsein   der   Bevölkerung,   doch   Wissensvermittlung   und   praktische   Anleitungen   auf   dem   Gebiet   des   öko- logischen   Gärtnerns   sind   nach   wie   vor   unerlässlich.   In   Niederösterreich   etwa   sind   492   von   573   Gemeinden   „Natur im   Garten“   Gemeinden   und   gestalten   und   pflegen   ihre   Grünflächen   nach   unseren   Kriterien.   Das   zeigt,   dass   wir bereits   viel   erreicht   haben,   aber   noch   nicht   am   Ziel   sind.   Ziel   ist   es,   flächendeckend   das   Bewusstsein   für   die Bedeutung   naturnaher   Lebensräume   zu   stärken   und   Umwelt-,   Klima-   und   Artenschutz   zu   fördern.   Wir   zeigen konkrete Schritte und Maßnahmen zum nachhaltigen Gärtnern und zur Klimawandelanpassung.
dMP:   Sehen   Sie   beim   Zugang   zu   „Garten“   bereits   erhebliche   Unterschiede   in   der   Breite   der   Bevölkerung   zu dem Beginn Ihrer Initiative? Carina   Pürer:   Ja.   Die   Idee   von   „Natur   im   Garten“   entstand   für   25   Jahren   –   damals   waren   wir   Pioniere   auf   diesem Gebiet,   und   viele   waren   skeptisch   gegenüber   unserem   Ansatz.   Ökologisches   Gärtnern   war   damals   noch   nicht weit    verbreitet,    und    viele    in    der    Branche    waren    unsicher,    wie    sich    die    Umstellung    auf    eine    chemiefreie Gartenpflege   auswirken   würde.   Wir   sehen   eine   stetig   zunehmende   Begeisterung   für   naturnahes   Gärtnern   in   der Bevölkerung    –    die    Menschen    erkennen    die    Bedeutung    nachhaltiger    Praktiken    und    stellen    ihre    Gärten entsprechend um. dMP:   Sehen   Sie   Unterschiede   bei   Stadtgärten   –   Landgärten?   Bei   vielen   Gartenbesitzern   überwiegt   bei weitem noch der „ordentliche“ und „herzeigbare“ Garten! Carina   Pürer:   Ob   Gärten   eine   formale   oder   eine   wenig   geordnete   Struktur   haben,   ist   für   uns   nachrangig,   weil   für ihren   ökologischen   Wert   die   Vielfalt   an   darin   enthaltenen   Lebensräumen   und Arten   ausschlaggebend   ist.   Für   uns ist   der   Einzug   des   ökologischen   Gärtnerns   auch   in   städtische   Gebiete   deutlich   spürbar   und   beobachtbar.   Immer mehr   Menschen   nutzen   Balkone   und   Dachgärten   zur   Eigenversorgung   mit   Gemüse,   Obst   und   Kräutern.   Der   Trend zeigt,   dass   auch   kleinste   Grünflächen   in   der   Stadt   wichtige   Beiträge   zur   Biodiversität   und   zum   Klimaschutz leisten können. dMP:   Es   gibt   ja   bereits   einige   Partnergemeinden   auch   in   der   Steiermark,   wie   lange   sind   Sie   da   schon   aktiv und welche Ziele verfolgen Sie in der Steiermark? Carina   Pürer:   Die   Ökoregion   Kaindorf   hat   2017   die   Arbeitsgruppe   NATUR   im   GARTEN   gegründet   und   ist   gleich- zeitig   eine   Kooperation   mit   „Natur   im   Garten“   Niederösterreich   eingegangen.   „Natur   im   Garten“   Steiermark   ist ein   gemeinnütziger   Verein.   Die   Ziele   sind   dieselben   wie   in   Niederösterreich.   Zu   den   Kernkriterien   in   der Umsetzung   zählen   auch   hier   der   Verzicht   auf   chemisch-   synthetische   Pflanzenschutz   und   Düngemittel   in   privaten Gärten   und   im   öffentlichen   Grünraum.   Daraus   resultierende   Folgeziele   sind   die   Schonung   der   Umwelt   sowie   die Förderung   von   Biodiversität,   gesunden   Böden,   gesunden   Nahrungsmitteln   und   gesunden   Menschen.   Zudem   wird großer Wert auf biologische Vielfalt und Gestaltung mit heimischen und ökologisch wertvollen Pflanzen gelegt. dMP: Herzlichen Dank für das Interview!
Wasserdost, auf dem sich neben zahlreichen Schmetterlingsarten auch Hummeln, Wildbienen, Käfer und Schwebfliegen tummeln und gemeiner Hornklee, eine tolle Bienenpflanze, sind ein unglaublich wichtiger Lebensraum für viele Insekten. Und sie verschönern auch durch die kräftigen Farben jeden Garten! Man muss sie halt wachsen und blühen lassen! Fotos: der MÜRZPANTHER
Gelten Stachelbeeren als Natur? Auf jeden Fall sind sie in natür- licher Umgebung, in bester Nach- barschaft zu den üppig wach- senden Brennnesseln. Diese sind unglaublich wichtige Futter- pflanzen für viele Raupen unserer heimischen Schmetterlinge. Das Foto rechts zeigt die Grenze meiner naturbelassenen Wiese zu dem gepflegten Streifen zur Straße hin, wahrscheinlich, damit das Ortsbild „ordentlich“ ist. Was glauben Sie? Wo würden Sie als Insekt lieber leben? Fotos: der MÜRZPANTHER
Geradezu übermütig steigt die kleine Garten- Bänder- schnecke auf den abgeblühten Halm. Dabei ist der Blick unten auch gar nicht so schlecht … Rechts eine Kulturpflanze. Erraten: Eine meiner wunder- schönen Lilien, die ich seit zwei Jahren in der wühlmaus- freien Zone habe. Umgeben von den Blättern des Pfeifenstrauches und der wilden Krenpflanzen. Foto: der MÜRZPANTHER