der muerzpanther
VON DER MOTIVATION ZUR BEARBEITUNG Philipp   Jakesch   ist   Fotograf   und   hat   ein   Buch   über   Fotografie   geschrieben.   Wasserland- schaften   fotografieren    nennt   sich   der   Band,   der   im   dpunkt.verlag   erschienen   ist   –   mit   dem Untertitel    Flüsse,    Seen    und    Meer    im    Wechsel    der    Jahreszeiten .    Wasser    hat    es    dem Fotografen   schon   immer   angetan,   das   rührt   vielleicht   auch   daher,   dass   er   in   der   Steiermark aufgewachsen   ist   und   sich   dieses   Element   in   direkter   Umgebung   in   seinen   schönsten   Formen zeigt.   Für   mich   ist   die   Fotografie   am   Wasser   etwas   ganz   Besonderes,   egal   ob   an   einem reißenden   Fluss   oder   an   einem   stillen   See,   egal   ob   sich   diese   Landschaft   bei   mir   um   die Ecke befindet oder weit weg im hohen Norden Europas. Der   MÜRZPANTHER   hatte   im   Vorfeld   große   Erwartungen   an   dieses   Buch,   diese   wurden   noch übertroffen   …   Die   Empfehlung   trägt   im   Print   die   ISBN   978-3-86490-928-3,   ist   aber   natürlich auch als e-book erhältlich. Erschienen am 9. 11. 2022, Seitenanzahl: 204; im Festeinband. Weiterführend lesen Sie ein Interview mit Philipp Jakesch auf: Fotografie                                                                                                                            
Naturgemäß   gibt   es   aufgrund   des   Themas der   Fotografien   viele   Blautöne.   In   allen Schattierungen. Foto: der MÜRZPANTHER
Wasser   hat   viele   Formen   –   Nebel,   Regen   oder   Eis   –   aber   auch   fließend,   stehend   oder strömend.   Die   Begeisterung   zu   dieser   Natur   wird   dem   Leser   von   Anfang   an   vermittelt. Glaubwürdig!   Anhand   seiner   Bilder   nimmt   sich   der   Fotograf   die   Zeit,   das   Wissen   und   den Umgang   um   die   Entstehung   des   Bildes   aus   seiner   Sicht   und   mit   fotografischen   Techniken darzustellen.   Wobei   immer   wieder   durchscheint,   dass   dies   keine   Anleitung   ist,   ein   „gutes“     Foto   zu   machen,   sondern   eine   Anregung   zur   Beschäftigung   mit   der   Umwelt   und   deren Abbildung.   Das   Wichtigste   ist   immer   noch   das   Motiv,   der   Respekt   vor   der   Natur   und   damit einhergehend,   sich   Zeit   für   die   Auseinandersetzung   zu   nehmen.   Dieser   Zugang   fließt   in   die Fotografien   ein:   Betrachtet   man   die   Fotos   in   diesem   Band,   erlebt   man   die   Szene,   man   hört das Rauschen des Baches und fühlt das Klamme des Nebels. Die   Kapitel   sind   schlüssig   unterteilt   –   den   Wasserformen   folgend.   Über   die   verschiedenen Gewässerformen,   die   Seen,   Flüsse   und   das   Meer,   werden   auch   Eisszenarien   und   Nachtauf- nahmen   behandelt.   Die   fotografischen   Basics   –   wie   Belichtung,   Schärfentiefe   oder   Bild- komposition   werden   sehr   verständlich   und   schlüssig   vermittelt.   Nicht   zu   kurz   kommen   dabei auch   Erklärungen,   wie   Bildwirkungen   zustande   kommen:   Sei   es   vom   ästhetischen   Stand- punkt   heraus   oder   durch   den   Eingriff   mit   fotografischen Techniken,   wie   High   Dynamic   Range (HDR)   im   achten   und   letzten   Kapitel   des   Bandes.   Die   Langzeitbelichtungen   sind   für   Philipp Jakesch    ein    großes   Thema    –    für    die    Darstellung    des    Sternenhimmels    oder    den    Effekt, Wasserläufe   weich   zu   machen   und   dadurch   den   Betrachter   durch   das   Bild   zu   leiten   –   wie   in NP   Hohe   Tauern“    -   zur   blauen   Stunde.   Den   Effekt   des   Weichmachens   und   damit   die Darstellung   eines   wattig   dahin   fließenden   Baches   erreicht   man   auch   durch   den   Einsatz   von Graufiltern   …   und   hier   zeigt   sich   wieder   das   durchdachte   Konzept   und   der   praktische Aufbau des   Buches:   Passenderweise   kann   man   bei   so   langen   Belichtungszeiten   gleich   etwas   über   das Bildrauschen   und   dessen   Minimierung   mitnehmen.   Wie,   wann   und   warum   Philipp   Jakesch diese   Effekte   und   Filter   einsetzt   erfährt   man   detailliert   im   Text.   Die   sehr   umfangreichen Fotobeispiele   –   einem   Querschnitt   des   Schaffens   von   2017   bis   2022   –   hätten   sich   aber   auf jeden Fall ein größeres Format verdient!
Die   Bilderklärungen   der   letzten Ausstellung   in   Kapfenberg   geben einen   weiteren   und   guten   Ein- blick    zum    Verständnis    in    die Sichtweise        des        Fotografen Philipp Jakesch. Foto: der MÜRZPANTHER
Der   künstlerische   Blick “   -   Kapitel   7   –   führt   den   Leser   hin   zu   Abstraktionen   der   Strukturen, Bewegung   im   Bild   als   Stilmittel,   über   Spiegelungen   der   Landschaften   im   Wasser   bis   hin   zum gestalterischen   Element   der   Farben   in   der   Fotografie. Anhand   der   wunderbaren,   an   Malerei von   Turner   erinnernden Aufnahme,   turbulent“    der   Insel   Rügen   aus   2021   läßt   sich   die   Liebe und   Bewunderung   zur   Natur   erahnen.   Auch   sie   hätte   sich   eine   formatfüllende   Abbildung verdient – wir dürfen auf die nächste Ausstellung warten und hoffen … Philipp    Jakesch    arbeitet    mit    einem    reichen    Sortiment    an    Filtern    -    das    muss    nicht jedermanns   Sache   sein   –   allerdings   macht   es   die   persönliche   Note   und   auch   Ästethik   der Aufnahmen   aus.   Denn   die   Effekte   unterstreichen   letztlich   das   Naturerlebnis   und   führen   es durch   die   Sichtweise   in   einen   nachvollziehbaren   Betrachtungsgenuss   über.   Das   Buch   gibt einen   hervorragenden   Einblick   in   den   Naturzugang   eines   Fotografen,   verständlich   darge- stellt   und   umfangreich   illustriert.   Ein   genüssliche   Reise   durch   die   Jahreszeiten   und      perfekt und empfehlenswert für Weihnachten – auch um sich selbst zu beschenken!
NACH OBEN NACH OBEN
DIE STILLE, DIE DICH RUFT … Philipp   Jakesch   ist,   wie   er   selbst   bei   der   Eröffnung   der   Ausstellung   meint,   über   die   Liebe zur   Natur   zur   Fotografie   gekommen.   Dadurch   entstehen   Werke,   für   die   man   sich   als Besucher   der   Ausstellung   in   Kapfenberg   viel   Zeit   nehmen   sollte.   Auffallend   ist   dabei   der behutsame Umgang, Landschaft und Details daraus darzustellen. So   wie   eine   Landschaft   erfahren   werden   möchte   -   allmählich   -   muss   man   auch   die   Foto- grafien   sehen:   Sie   erschließen   sich   nicht   im   Vorübergehen.   Auf   einem   Bild   erfährt   man   die Stille,   auf   einem   anderen   den   Geruch   des   Wassers,   auf   einem   dritten   empfindet   man,   wie sich   der   Nebel   senkt.   Neben   dem   respektvollen   Umgang   mit   der   Natur   verliert   Philipp Jakesch   aber   auch   nie   den   ästhetischen   Aspekt   aus   den   Augen,   der   die   Qualität   seiner Fotografien ausmacht. Der   MÜRZPANTHER   hat   um   ein   Interview   gebeten   und   hat   ein   äußerst   interessantes   und umfangreiches   Gespräch   geführt.   So   wie   beim   Betrachten   eines   schönen   Bildes   gilt   auch hier: nehmen Sie sich die Zeit!
dMP:   Könntest   du   einen   kleinen   Einblick   in   deinen   Fotografiealltag   geben?   Viele   denken sich   wahrscheinlich:   da   geht   man,   wenn   man   Lust   und   Zeit   hat,   halt   ein   bisschen   in   die Gegend fotografieren … Philipp   Jakesch:   Haha,   ja   das   wäre   schön.   Wie   in   ganz   vielen   modernen   Berufen   auch, verbringe   ich   als   Naturfotograf   viel   Zeit   vor   dem   Computer.   Ich   habe   meine   eigene   Website, den   Shop   selbst   aufgebaut   und   schreibe   jede   Woche   einen   Beitrag   auf   meiner   Seite,   der   als Newsletter   verschickt   wird.   Daneben   plane   ich   meine   Workshops,   Fotoreisen   und   Projekte. Ich    schreibe   Anfragen    für    weitere   Ausstellungen,   Artikel    für    Fotomagazine    und    andere Zeitschriften. Zusätzlich mache ich Reisevorträge. Aktuell    habe    ich    mein    erstes    großes    Buch,    welches    im    dpunkt.verlag    erschienen    ist, fertiggestellt   und   es   ist   unter   dieser   Adresse    verfügbar.   Das   Schreiben   des   Buches   hat   mir viel Freude bereitet, da ich gewisse Projekte gezielt umsetzen konnte. dMP:   Deine   Bilder   zeugen   von   Beschäftigung   mit   dem   Objekt:   aus   Liebe   zur   Natur   oder aus Liebe zur Fotografie? Philipp   Jakesch:   Ich   beschäftige   mich   sehr   eingehend   mit   dem,   was   ich   fotografiere.   Sei   es eine   Landschaft   oder   Tiere.   Bei   mir   steht   immer   die   Natur   im   Vordergrund.   Aus   der   Liebe zur Natur und der Faszination ist die Fotografie entstanden. dMP:   Du   fotografierst   eher   sehr   „klassisch“   Landschaften,   deine   Bilder   bringen   auch Ästhetik mit. Braucht es für gute Fotografie Ästhetik? Philipp   Jakesch:   Es   gibt   viele   Ansätze   und   ob   es   generell   Ästhetik   braucht,   kann   ich   nicht beantworten.   Jedoch   schätzte   ich   persönlich   Ästhetik   sehr   und   daher   versuche   ich   meine Bilder auch nach ästhetischen Gesichtspunkten zu gestalten. dMP:   Viele   Landschaften,   die   du   fotografierst,   gehören   zu   den   schönsten   Österreichs   die Langbathseen, der Almsee, etc. Welchen Bezug bringst du als Steirer dazu mit? Philipp   Jakesch:   Die   genannten   Orte   gehören   nicht   ohne   Grund   zu   den   schönsten   Landschaf- ten   Österreichs.   Mein   Ziel,   wenn   ich   derartige   Plätze   besuche,   ist   die   Essenz   des   Ortes   zu erfassen,    die    kleineren    Szenen    und    ebenso    abstraktere    Bilder    aufzunehmen,    die    eine Geschichte   der   gesamten   Landschaft   erzählen…   Ob   es   einen   Einfluss   hat,   dass   ich   Steirer bin,   weiß   ich   nicht.   Mich   fasziniert   die   Heimat   gleichermaßen   wie   die   Ferne   und   ich   schätze die   Abwechslung,   um   von   jedem   Ort   mit   neuen   Ideen   und   einem   neuen   Blick   zurückzu- kehren.
dMP:   Frauenschuh,   Schachbrettblume,   etc.   sind   ein   Naturschatz.   Wenn   du   sie   fotogra- fierst, hast du auch den Umweltschutzgedanken im Hinterkopf? Philipp   Jakesch:   Beim   Umweltschutz   bin   ich   sehr   kritisch   -   Pflanzen   und Tiere   stehen   bei   mir ganz   weit   oben.   Ich   achte   sehr   darauf,   die   Pflanzen   so   zu   fotografieren,   dass   keine   anderen darunter   leiden.   Ein   Problem   beim   wahrscheinlich   spannendsten   Ort   des   Vorkommens   von Frauenschuh   in   der   Steiermark   ist   es,   dass   Menschen   rücksichtslos   von   einem   zum   anderen laufen   und   dabei   über   verschiedene   andere   Orchideenarten   trampeln.   Ich   denke   sehr   oft   an die   Erhaltung   unserer   natürlichen   Lebensräume   und   würde   mir   auch   ein   sehr   viel   stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung wünschen. dMP:   Die   Serie   der   Seerosenblätter   gewinnt   nochmals   durch   die   „matte“   Oberfläche. Wie unterstützt du als Künstler die Bildaussage durch das Material? Philipp   Jakesch:   Die   Serie,   der   ich   den   Namen   *flytende   vannlilje*   gegeben   habe,   wird   durch die   samtige   Oberfläche   der   Ausarbeitung   sehr   positiv   beeinflusst.   Ich   versuche   die   Bestän- digkeit   des   Materials   und   die   Bildwirkung   in   Balance   zu   bringen.   Die   beständigen Aluplatten auf   denen   die   meisten   meiner   Bilder   gedruckt   sind,   haben   eben   dieses   Samtige   in   der   Ober- fläche   und   ich   schätze   vor   allem   die   Reflexionsfreiheit   sehr.   Man   kann   ohne   Ablenkung   mit dem   Motiv   in   Dialog   treten.   In   manchen   Fällen   weiche   ich   auf   bestimmte   Papiersorten   aus, die mir einen noch stärkeren Eindruck ermöglichen. dMP:   Die   Bilder   der Ausstellung   sind   eher   „farbgewaltig“.   Welchen   Stellenwert   siehst   du in monochromen oder gar s/w Interpretationen? Ist eine Landschaft in s/w denkbar? Philipp   Jakesch:   Ich   schätze   s/w   Bilder   sehr   und   mache   auch   immer   wieder   selbst   Bildserien ohne   Farbe.   Ebenso   genieße   ich   die   Fotografie   bei   nebeligen   Bedingungen   sehr,   in   dem   viele Szenen ein natürliches Schwarz- Weiß Bild ergeben. dMP:   Du   wählst   oft   Morgen-   oder   Abendstunden   für   deine   Kompositionen:   Ist   das   nur dem Licht geschuldet? Philipp   Jakesch:   Die   Wahl   der   Tageszeit   hat   unterschiedliche   Gründe.   Das   Licht   an   den Tagesrandzeiten   hat   durch   den   flacheren   Sonnenwinkel   einen   stärkeren   Durchgang   durch   die Atmosphäre   und   die   Farben   wirken   kräftiger.   Bei   großen   Landschaften   sind   ein   schöner Himmel   und   das   reflektierte   Licht   wunderbare   Ergänzungen   für   eine   ausgewogene   Kompo- sition.   Der   bevorzugte   Zeitpunkt   in   die   Natur   zu   gehen   hängt   auch   häufig   von   äußeren Rahmenbedingungen   ab.   Aktuell   bin   ich   sehr   häufig   zu   vermeintlich   schlechtem   Licht   zur Mittagszeit   unterwegs.   Ich   arbeite   immer   an   unterschiedlichen   Projekten,   Motivserien   und Sammlungen     mit     verschiedenen    Techniken,     um     meinen     kreativen     Blick     weiter     zu entwickeln.
dMP:    Was    hältst    du    vom    Ausstellungsbetrieb    und    welches    Publikum    möchtest    du ansprechen? Philipp   Jakesch:   Ich   freue   mich   über   Rückmeldungen   und   Interesse   an   meinen   Bildern.   Es gibt   bei   meinen   Werken   keine   Altersgruppe   als   Zielpublikum,   doch   Kunst   und   hochwertige Arbeiten   muss   man   sich   auch   leisten   können.   Meine   Bilder   sind   zudem   auf   einem   sehr hochwertigen   Material   angebracht.   Die   Zielkundin   oder   der   Zielkunde   wäre   auf   alle   Fälle   ein Mensch,   dem   die   Natur   wichtig   ist   und   der   die   Wirkung   des   Biophilia   Effekts   in   den   eigenen vier Wänden, oder auch in der Arbeitsumgebung, sehr schätzen würde. dMP:   Braucht   es   den   Beitext   zu   den   Fotos?   Mancher   betrachtet   das   Bild   und   meint   dann dazu: sieht man eh … Philipp   Jakesch:   Wenn   ich   Bilder   von   großen   Künstler*Innen   oder   Fotograf*innen   betrachte, dann   will   ich   häufig   noch   mehr   wissen.   Die   Betrachtung   für   sich   ist   toll,   jedoch   stellt   ein persönlich   verfasster   Text   noch   mehr   Bezug   her.   Viele   meiner   Arbeiten   bedeuten   mir   sehr viel   und   ich   bin   dankbar   dafür,   diesen   Moment   in   der   Form   erlebt   haben   zu   dürfen.   Meine Texte   sollen   den   Bildbereich   erweitern   und   ein   stärkeres   Eintauchen   in   die   Naturszene ermöglichen.   Besonders   meine   ruhigen   Bilder   erhalten   durch   die   begleitenden   Worte   mehr, oder überhaupt erst, Aufmerksamkeit. dMP: Wie mühsam oder einfach ist die Vermarktung? Philipp   Jakesch:   Bei   der   Vermarktung   ist   es   optimal,   wenn   man   social   media   super   findet und   ein   richtiges   Verkaufstalent   ist.   Wenn   man   eine   Community   aufbaut   und   auch   die kleinste   Kleinigkeit   als   Wahnsinnserlebnis   präsentiert.   Ich   bin   da   eher   das   genaue   Gegenteil. Marketing   ist   ein   Thema   an   dem   ich   arbeite   und   versuche   effektiver   und   effizienter   zu werden. dMP: Herzlichen Dank für das Interview!  
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